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Mitgliederausstellung "Sommertrilogie": Fotografen im Café Künstlerbund
vom 18.August bis 13.September 2008


"Die Fotografie hat sich als mittlerweile als eigene Kunstform etabliert. Sie hat zu Beginn des vorigen Jahrhunderts angefangen, als Künstler in ihren Fotos ihre Gedanken offen legten und daraus eigene Bildwelten schafften. Inzwischen sind wir im Zeitalter der digitalen Fototechnik, und die Zahl der analog arbeitenden Fotografen nimmt weiter ab. In der analogen Fotografie mussten fotografierte Momente gut vorbereitet werden teilweise sogar mit sehr hohem Aufwand. Die Aufgabe des Fotografens bestand darin, den richtigen Blickwinkel und Augenblick zu erwischen, um dem Betrachter seine Sicht der Dinge nahe zu bringen. Die Kunst des Fotografierens ist also, Momente, Stimmungen und Gedanken zu erfassen und sichtbar zu machen. Natürlich gelten diese Regeln auch für die digitale Fotografie. Warum hat die digitale Aufnahmeart so eine rasante Entwicklung genommen? Die Gründe liegen auf der Hand: Mann kann schnell und billig Knipsen. Aufnahmen, die nicht gelungen sind, verursachen keine zusätzlichen Kosten. Diese Art des Fotografierens hat mit Fotokunst nichts zu tun. Neue Möglichkeiten bietet die digitale Fotografie. Es lassen sich nachträglich Fotos verändern. Hiermit beginnt der schöpferische Prozess, an dessen Ende etwas ganz Neues entsteht. Ich denke, auch hier werden sich wieder wahre Künstler herauskristallisieren, die diese Art der Bildherstellung eher dem Malen gleichsetzen – nur dass sie es nicht mit dem Pinsel tun, sondern mit technischem Werkzeug.
Diesmal wurde das Thema „Bewegung“ vorgegeben. Auch der Begriff „Bewegung“ wurde individuell interpretiert. Neben der körperlichen oder gegenständlichen Bewegung haben wir auch die abstrakte Darstellungen der Bewegung. Jeder Fotograf hat hier seine eigene Sichtweise.
Nun möchte ich Ihnen die Künstler hier in der Ausstellungs-Reihenfolge vorstellen:



Fliessend I, Berlin 2008

Fliessend II, Berlin 2008




Nur ein Moment I, Berlin 2008

Nur ein Moment II, Berlin 2008




Sich auflösend I, Bodensee 2006

Sich auflösend I, Berlin 2008


Kristin Maria Hachenberg, wurde 1941 geboren in Berlin und studierte Architektur an der TU. Sie arbeitete freiberuflich als Stadtplanerin in Berlin, Essen, Hannover und Stuttgart. Sie ist Mitglied in der Gesellschaft für Fotografie e.V. (GfF) und im Deutschen Verband für Fotografie e.V. BW (DVF). Sie hat 6 Fotografien aus der Serie der „Bewegten Bilder“ ausgewählt, die bis auf eine Ausnahme Motive aus Berlin sind und Spiegelungen auf bewegten Wasseroberflächen zeigen. Sie sagt zu ihren Fotos: Durch das Zusammenwirken von fließendem oder ruhigem Wasser, Wind und Licht entstehen abstrakte Strukturen, die an Gemälde erinnern. Die Bilder sind flüchtig, sie existieren nur für den EINEN kurzen Moment der Aufnahme, sofort danach zerfließt die Materie und es entstehen neue Formen, Figuren und Farben, oder sie entschwinden ganz - jeweils abhängig von der Intensität des Sonnenlichtes, der Fließgeschwindigkeit des Wassers und dem Wind – den Elementen der Veränderung. Die Motive sind also einmalig und in dieser Form nie wieder auffindbar. Sie stellen fixierte „gefrorene Augenblicke“ der Bewegung dar, die Illusionen assoziieren können, sie zeigen gleichzeitig die Bewegung der Zeit allgemein und damit die Vergänglichkeit des Lebens: Alles ist ständig im Fluss. Die ausgestellten Aufnahmen verdeutlichen die Philosophie von Frau Hachenberg. Sie arbeitet analog mit Dias. Alle ihre Arbeiten zeigen reale Situationen und bleiben unbearbeitet. Sie richtet ihren Fokus auf Zeichen unserer Zeit, auf das scheinbar Unwesentliche, das Unbeachtete, das Zufällige. Die Motive – hier sind es natürliche Strukturen - werden ihrer ursprünglichen Bedeutung enthoben. Durch Blickpunkt, Ausschnitt oder Lichteffekt entstehen Verfremdungen und damit unerwartet neue und z.T. hintergründige Bildaussagen: Sie verdeutlichen die Vergänglichkeit von Natur und Technik und sie offenbaren eine eigentümliche Ästhetik des Unwesentlichen.





Port Gorey I

Port Gorey II




Port Gorey III

Port Gorey IV


Bernd Mückenhaupt fotografiert seit über 30 Jahren und besitzt ein eigenes Fotolabor. Er beherrscht sein Handwerk sowohl in der analogen wie auch in der digitalen Fotografie. Das zeigen seine vielen Ausstellungen in den letzten 15 Jahren. Seit 1999 ist er 2. Vorsitzender des Stuttgarter Künstlerbundes. Er ist Mitglied im Deutschen Verband für Fotografie. Seine Vorliebe besteht darin, die analoge Fotografie in seine vielen Variationen auszureizen. Seine Experimentierfreudigkeit sieht man immer an seinen neuen Ergebnissen. Zu seiner eigenen Arbeitsweise sagt er: eine Fotografie kann ich nicht von hinten anschauen - da sehe ich höchstens den Stempel vom Papierhersteller. Der Fotograf nimmt mir die Qual der Wahl des Blickwinkels ab. Ich kann auch sagen, er drängt mir seine Sicht auf diesen Teil der Welt auf. Er bevormundet mich. Positiv ausgedrückt hat er einen Augenblick, eine Stimmung, einen Gedanken für mich eingefangen, sichtbar gemacht und konserviert. Seine Bilder zeigen das bewegte Meer auf Sark, einer britischen Kanalinsel vor Frankreich. Sark wird oft als das letzte Bollwerk des Feudalismus bezeichnet, da hier noch ein Lehnswesen existiert. Sark hat mit 12 Meter den höchsten Tidenhub Westeuropas.































Wolfgang Mertzky ist in Magdeburg geboren und wohnt seit 1952 in Stuttgart, um das Schwäbisch zu lernen. Seine fotografische Ausbildung holte er sich im Laufe seiner beruflichen Tätigkeit, in der er auch als technischer Fotograf arbeitete. Wolfgang Mertzky ist auch ein Anhänger der klassischen analogen Fotografie. Ohne digitale Modifikationen, ohne künstliches Licht, ohne spezielle Inszenierung – nur durch die Wahl des Ausschnitts kreierte er viele seiner Bilder und zeigt so seine Sicht der Dinge. Seit 1980 ist er Mitglied des Stuttgarter Künstlerbundes und war von 1995 bis 2006 unser Ausstellungsleiter. Über zehn Jahre hat er sich mit der Sportfotografie auseinander gesetzt. Darüber hinaus hatte er offizielle Fotoaufträge für viele Festlichkeiten und Veranstaltungen erhalten. Darum ist er im Besitz eines umfangreichen Fotoarchives. Wie sieht Wolfgang Mertzky die Fotokunst? Er sagt dazu: Die Fotografie hat sich wohl als Kunst fest etabliert. So kann die Foto-Kunst zum Einen Ansichtssache und zum Anderen Geschmacksache sein. Wenn das so ist, dann ist der richtige Umgang mit dem Licht, das Sehen und Erkennen von Motiven, entweder das Ergebnis eines Talentes, einer Begabung oder gar eines Glücksfalles. Das nennt man dann Kunst. Muss damit Kunst erst studiert werden um Kunst zu machen? Ich mach mein Ding. Und wenn es dann Kunst sein soll, bitteschön!





X – mal den Himmel gezeigt

Ziegelflüge




Kalligraphie der Sonnenfinsternis am 11.8.1999

Adrian Lacour studierte 1962 fünf Jahre in Basel und war in mehreren Werbeagenturen als Art Director tätig. Er ist seit mehr als 25 Jahren Mitglied im Stuttgarter Künstlerbund und dürfte vielen von Ihnen wohl bekannt sein. Er beschäftigt sich beruflich mit Grafik-Design und Konzeptionen. Er war in vielen bekannten Projekten beteiligt u.a. bei der Neugestaltung der Stuttgarter Zeitung. Sein eigenes Atelier führt er in Stuttgart seit 1976. Außerdem gibt er Unterricht im Zeichnen, kreativem Gestalten und in der Typografie. Fotografieren heißt für Adrian Lacour „…mit Auge und Hirn wahrnehmen und mit Licht zeichnen“. Er zeichnet auch mit Bleistift und Farben, er zeichnet auch mit Worten seine Geschichten und er zeichnet mit dem Piano seine musikalischen Impressionen. Ich denke ein sehr vielseitiger Künstler unter unseren Mitgliedern im Stuttgarter Künstlerbund. Sein erstes Bild heißt: X – mal den Himmel gezeigt. Adrian Lacour sagt dazu: Ist das das Ende des Kerosins Zeitalters? Das X ist nicht von Bestand. Es verflüchtigt sich im Himmel. Sein Zweites Bild heißt: Ziegelflüge. Durch sein Atelierfenster beobachtete er, dass das Dach im voller mit roten Ziegeln gedeckt wurde. Daraufhin holte er seine Kamera und fotografierte die werfenden Dachdecker. Eine interessanteVariante der Bewegung. Sein drittes Bild heißt: Kalligraphie der Sonnenfinsternis am 11.8.1999 Adrian Lacour sagt dazu: Bei der Sonnenfinsternis am Stuttgarter Flughafen stand ich zwischen Lichtverlust am Himmel und Lichterlust auf Start- und Landebahn. Eine verlängerte Belichtungszeit an der Kamera ergaben diese kalligraphischen Impressionen. Ein Zeitraum zwischen Dunkelheit der Natur und Licht aus künstlichen Körpern.





Pop-Art: Bewegung 1

Pop-Art: Bewegung 2




Pop-Art: Bewegung 3

Tanz 1




Tanz 2

Tanz 3


Richard Böhmer fotografiert seit über 40 Jahren und hat genauso angefangen, wie viele andere Fotografen mit der klassischen analogen Methode. Seit 1990 hat er bereits mit der digitalen Technik angefangen, da sie neue Spielräume der Kreativität ermöglicht. Seit Mai diesen Jahres hat er das Amt des 1.Vorsitzenden des Stuttgarter Künstlerbundes übernommen. Das Thema „Bewegung“ hat in ihm zwei Emotionen ausgelöst. Die körperliche Bewegung ist ein wesentlicher Bestandteil für den Mensch ein gesundes und zufriedenes Leben zu führen. Tanzen ist eine Form von vielen Möglichkeiten dafür. Sicherlich ist das nicht die übliche Art zu tanzen, aber das ist die Freiheit eines Künstlers, dies auf seine Art umzusetzen. Im Gegensatz zu dem vorher vorgestellten Fotos, sind diese Aufnahmen digital aufgenommen und am PC bearbeitet. Für die zweite Serie wurde ich durch die Kunst von Andy Warhol angeregt. Er hatte damals Bilder so umgesetzt, dass sie nur noch abstrakte Formen enthielten. Marilyn Monroe war einer der bekanntesten Beispiele dafür. Diese Grundidee habe ich für das Thema Bewegung übernommen. Das ist damit eine sehr abstrakte Art der Bewegung."

Rede von Richard Böhmer zur Vernissage