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Gastausstellung von Oliver Meckes und Nicole Ottawa
"eye of sience" vom 11.1.2005 bis 26.2.2005





Filzläuse, 40 fach vergrößert


Präparationstechnik und Fotografie am Beispiel Filzläuse:

Filzläuse als Geräteturner??
Filzläuse sind in Deutschland beinahe ausgerottet. Die Deutschen sind einfach zu reinlich. Mit Frischmaterial aus der Heimat ist also nicht zu rechnen. Also haben wir im tropenmedizinischen Institut in Tübingen angefragt. Dort gab´s tatsächlich einige Exemplare, konserviert in 70%Alkohol, Ursprungsland Afrika. Natürlich schön sauber, ohne Haare. Um im REM (Raster-Elektronen-Mikroskop) betrachtet zu werden sind noch einige Vorbereitungen nötig. Die Filzläuse werden fixiert und Schritt für Schritt in Alkohol (Ethanol) überführt (aufsteigende Reihe von 70, 80, 90, 95, 99, 100%). Das dauert im Falle Filzlaus 1 Tag.
Dann kommt das Präparat in eine Druckkammer, wo bei 50 bar der Alkohol schliesslich gegen flüssiges CO2 ersetzt wird. Das ganze wird auf 40°C erwärmt, wobei das CO2 über seinen "kritischen Punkt" geht (es ist weder flüssig noch gasförmig). Schliesslich wird die Probe Vacuum-vergoldet und kann mikroskopiert werden. Nur mit diesem komplizierten Verfahren ist gewährleistet, dass das Objekt beim Trocknen nicht schrumpft und sich verformt, bzw. Zellen kollabieren. Denn für die spätere Untersuchung im Vakuum des REM muss das Objekt wasserfrei und elektrisch leitfähig sein.
Nun haben wir zwar vergoldete Filzläuse, doch lebensecht sehen sie nur aus, wenn sie sich in ihrem Millieu befinden. Also werden die Tierchen in eine feuchte Kammer gepackt, um die Gelenke etwas beweglich zu machen. Währenddessen haben wir uns ein paar Haare abgeschnitten und mit schärfster Schere angespitzt! Die Filzläuse sollten mit ihren, wie Karabinerhaken geformten Beinen wie im richtigen Leben an den Haaren hängen! Mit einer weichen Spezialpinzette die Filzlaus in der einen, mit einer harten Pinzette das Haar in der anderen Hand ging dann eine halbstündige Fädelei bei 40facher Vergrösserung unter dem Stereomikroskop los. Haar in das Filzlaus- Bein einfädeln. Die Laus ist 2mm, ihr Bein gerade mal noch 0,3mm lang! Nachdem dies geglückt war, mussten die einzelnen Haare mit ihrer Fracht "nur noch" mit Hilfe elektrisch leitfähigem Klebstoff auf einen Probenhalter gebracht werden. Nach einer weiteren Goldsputterung geht´s ab ins REM.
Und wie kommt die Farbe ins Bild? So ein REM, ein Raster-Elektronen-Mikroskop "sieht" nicht mit Licht, sondern mit Elektronen. Wo kein Licht ist, können auch keine Farben sein. Das elektronen-optische Bild kann nur die Topografie, nicht die Farbe eines Objekts, die sich durch Lichtwellenlängen definiert, wiedergeben. Diesen Nachteil versuchen wir mit Hilfe der digitalen Bildbearbeitung wieder wett zu machen. Nicole Ottawa ist mit viel Geduld damit beschäftigt den fotografierten Gegenständen pixelgenau die Farbe des Lebens zurückzugeben (zum Zeitpunkt der Aufnahme ist ja alles vergoldet). Da heisst es dann Haar für Haar das Objekt vom Hintergrund zu trennen, den Augen einer Drosophila ihren Glanz zurückzugeben, oder die Bakterien im Zahnbelag oder auf einer Dünndarmoberfläche sauber herauszuarbeiten. So können bei der Colorierung eines Bildes schon mal 2 Tage vergehen.



Feuer

Myxo



Drosophila Melanogaster (Fruchtfliege)

Salvinia natans (Schwimmfarn)



Oliver Meckes,
1963 geb. in Stuttgart, aufgewachsen in Weilheim/u.T.
1979-1982 Ausbildung zum Foto- Einzelhandelskaufmann
1983-1985 Ausbildung zum Fotografen in Kirchheim u.T.
1986-1994 Praktikum und Mitarbeit am Institut für wissenschaftliche Fotografie , M. Kage, Schloss Weissenstein.

Nicole Ottawa
1965 geb. in Leipheim/ Donau, aufgewachsen in diversen Städten Deutschlands
2 Semester Studium Mikrobiologie und Chemie, Studium der Biologie an der "Freien Universität Berlin", mit Abschluss Diplom
Praktikum am Institut für wissenschaftliche Fotografie, M.Kage, Schloss Weissenstein.

Gemeinsam 1995 Umzug nach Reutlingen und Gründung von eye of science.
Seit 2003 wird das Team durch die Designerin Elke Pikkemaat bei der digitalen Bildbearbeitung unterstützt.