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Studentinnen der staatlichen Akademie der bildenden Künste Stuttgart
vom 11.Januar bis 6.Februar 2010



Pressemitteilung zur Ausstellung


Maria Magdalena Bisch
wurde in Stuttgart geboren und wuchs in Oberschwaben auf, wo sie 2007 in Bad Wurzach mit dem Abitur abschloss. Nach einem freiwilligen sozialen Jahr hat sie 2008 das Studium der Kunsterziehung an der Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart begonnen.
Bei ihrer Arbeit handelt es sich um eine Bildergeschichte, die von einem Heimweg erzählt. Es sind die 32 Bilder auf der rechten Seite. Mit dieser Geschichte dieses Heimwegs beschäftigt sich die Arbeit auf symbolische Weise mit Erfahrungen des Scheiterns und des Verlassenseins, mit dem Eingestehen von Schwäche und Angst sowie der Flucht vor sich selbst. Die Geschichte handelt von der Suche nach der eigenen Identität und letztendlich vom Weg zum „Sich-in–sich-selbst-zu-Hause-fühlen“ und der Illusion, einen Überblick zu haben. Ich greife 2 Szenen heraus. Die Maus entdeckt den Schatten vom Kreuz und nähert sich dem Jesus, weil sie glaubt, dass ihr dort geholfen wird. Enttäuscht stellt sie fest, dass sie der leblose Jesus nicht helfen kann. Die darauffolgende Szene zeigt, wie sich die Maus selbst anschaut und wiederum zermürbt von dannen geht und sich verkleinert bis sie in der Dunkelheit verschwindet. Basis für diese Arbeit war eine Maus, die aus Abfallprodukten entstanden ist und hässlich aussah. Aus Mitleid zu dieser Maus erwarb Maria Bisch diese aus Südtirol stammende und aus Sackleinen gefertigte Identifikationsfigur.
Sie zeichnet gerne und legt dabei einen großen Wert auf Details. Hierbei nutzt sie meist den Bleistift oder die Kohle. Die Ideen für ihre Arbeiten kommen aus den eigenen schwierigen und unübersichtlichen Erfahrungen. Hier benutzt sie Figuren als Träger für diese Darstellung. Sie sieht eine Bildergeschichte als bestes Mittel zur Darstellung der persönlichen Erfahrungen. Sie will aber auch weiterhin eine unterschiedliche Sichtweise des Betrachters zulassen. Vielleicht findet sich der eine oder andere sogar in seiner Situation wieder. Schon als Kind hat sie sich eher zu dem Unvollkommenen und Mangelhaften hingezogen, als dem Schönen und Perfekten. Das sind für sie Themen, mit denen sie sich auseinandersetzen kann. So entstand ihre Bildergeschichte mit der Maus. Die Geschichte beginnt links oben und wird rechts unten nach links fortgesetzt.



Nocturne
Acryl, Tee auf Leinwand, 2009



Großes Catipel
Acryl, Tee, Schokolade, Lakritz auf Leinwand, 2009

Studioss
Acryl, Tee auf Leinwand, 2009



Bimbam
Acryl, Tee auf Leinwand, 2009

kleines Capané
Acryl, Tee auf Leinwand, 2009


Aniko Györi
ist in Ludwigsburg geboren. In Luwigsburg absolvierte sie auch ihre Schulzeit und machte 2005 ihr Abitur. Seit Oktober desselben Jahres fing sie in der Akademie der Bildendenden Künste Stuttgart im Fach Kunsterziehung an. Im Juli 2008 erhielt sie den Akademiepreis. An Ausstellungen nahm sie bereits im Schloss Weikersheim sowie bei der Klassenausstellung „Jugend forscht“ im November 2009 teil.
Ihre Arbeiten sind die 4 Werke auf der rechten Seite. In den Bildwelten findet eine Umwandlung von realen Räumen in ihre Dingwelten statt. Dazu nimmt sie Elemente und Raumstrukturen aus unserer Wirklichkeit und überlässt sie der Transformation in ihre eigene Welt. In den Dingwelten ist nichts vorbestimmt, sie können jedoch einer Bestimmung folgen. Sie werden ihrer ursprünglichen Funktion entrissen und der Betrachter muss sie für sich neu definieren. Menschen versuchen Gesehenes in ihrer persönlichen Umwelt einzuordnen und es in sogenannten Schubladen zu zwängen. In Aniko Györi erschwert dem Betrachter diese eindeutige Zuordnung. Sie benutzt aber diese Eigenschaft des Menschen, um eine erneute Kommunikation zu ermöglichen. Jeder Betrachter kann so seine eigenen auch unterschiedlichen Fantasien und Interpretationen freien Lauf lassen. So ein Lernprozess ist genau ihre Zielsetzung. Ihre Werke sind in Acryl und Tee auf Leinwand entstanden.



90% of me is you
Papier und Filzstift auf Pappe, 2009



ohne Titel
Filzstift und Sprühfarbe auf Papier, 2009

ohne Titel
Filzstift und Sprühfarbe auf Papier, 2009


Anna-Lena Huber
ist in Würzburg geboren und aufgewachsen in Ravensburg. Seit 2004 studiert sie an der Akademie der bildenden Künste . Von 2005 bis 2009 absolvierte sie ein Studium der Geschichte an der Universität Stuttgart. An einige Ausstellungen nahm sie bereits teil, wie z.B. - Jugend forscht – im November 2009 in Ludwigsburg, Lieblingswerke – beim Heidelberger Kunstverein und „No more Vanilla“ – in der Galerie Hausgeburt Stuttgart. Ihre Arbeiten sind beeinflusst durch ihr Interesse an Geschichte, sowie an sozialen und gesellschaftlichen Strukturen. Der Ausgangspunkt für die Arbeiten sind meist Pressefotos und historische Fotografien. Sie sind mehr als Anlass, als das sie als Vorlagen dienen. Einzelne Partien und Elemente werden herausgegriffen und isoliert und verfremdet dargestellt. So entstehen - ohne zu illustrieren - Inhalte und Formen, die nicht mehr einem bestimmten Ereignis zu zuordnen sind. Es lassen sich aber dennoch Figuren und Ereignisse -Menschenmengen, Demonstrationen oder Rassenunruhen- erahnen. Bei dem großen Bild wurde die Technik angewandt, indem kopierte Zeichnungen zu Kollagen zusammen gefügt und mit Filzstiftzeichnungen ergänzt wurden. Es heißt „90% of me is You“. Ihre neueren Arbeiten stellen eine Weiterentwicklung der Zeichnungen zu großformatigeren Bildern dar, bei denen sie teils direkt auf die Wand, auf Pappe oder Transparentpapier arbeitet. Die Zeichnungen, die teilweise am Kopierer vergrößert und vervielfältigt werden, fügt sie zu einem neuen Bild zusammen. Dann arbeitet sie mit Multiplikationen und Variationen einzelner Elemente, überzeichnet und erweitert mit Filzstift, Tusche oder Acrylfarbe. Es sind die Bilder. die hier über dem Flüge hängen.



Lakritze
Kopienkollage, 2009


Sahra Luzia Huber
ist in Pforzheim geboren. Abitur machte sie an an der Goetheschule der Freien Waldorfschule in Pforzheim. Ein freiwilliges Soziales Jahr absolvierte sie in der Kinderpsychiatrie in Ulm. Seit 2007 ist sie an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart.
Ihre Ideen und Inspirationen bekommt sie vornehmlich aus der Natur. Sie arbeitet viel mit Anatomie-Büchern und schaut oft durch das Mikroskop, weil sie die organischen Formen ansprechen. Sie reizt vor allem die grafische Umsetzung mit starken Kontrasten. Sie arbeitet demzufolge verstärkt zeichnerisch. Bei diesem ausgestellten Werk hat sie zuerst gezeichnet und anschließend diese "Basiszeichnung" per Kopierer vervielfältigt/ vergrößert/ verkleinert. Durch die Technik der Collage konnte sie mit den "Basiszeichnungen" immer wieder neue Strukturen erzeugen. Ihr ist es wichtig, sich in den Bildern zu verlieren, um immer wieder neue Figuren zu entdecken. Damit wird erneut weiter gearbeitet. Einige Partien in dem Bild stehen ab. Sie sollen das Auge zusätzlich irritieren und Verwirrung zwischen Vorder- und Hintergrund stiften. Es soll der Eindruck von Räumlichkeit entstehen, wenn sich zwei Konturen in unterschiedlichen Ebenen befinden. Die langen schwarzen Spaghetti sind keine Spaghetti, sondern Bärte. Sie mag es, solchen Formen durch eine Benennung eine Art Funktion zu geben. Die Betrachter sollen angeregt werden sich eine Geschichte zum Bild vorzustellen, die damit verbunden sein könnte. Ihre persönliche Vorstellung zu diesen Bärten oder Lakritz-Gewächsen ist, wie sie gekämmt und geschnitten werden müssen, damit sie gut gedeihen. Ihr Ziel ist es, dass der Zuschauer bei jeder Betrachtung immer wieder etwas neues entdecken kann. Sie hat an diesem Werk bereits 2 Semester gearbeitet. Es heißt „Lakritze“.



Reihung (Kokons)
Acryl und Tusche auf Leinwand, 2009


Nadine Fiedler
ist in Freiburg geboren. Dort ging sie auch zur Schule. Seit 2006 ist sie an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart. Sie beteiligte sich bereits an mehreren Ausstellungen, wie z.B. „Kunstwurf“ ABK-Stuttgart, „Überlagerungen“ Galerie per-seh und „Autobiographics“ Atelierhaus in Bad Cannstadt.
Die Ideen oder Inspirationen für ihre Arbeiten findet sie in der Faszination von verhüllten, eingesponnenen und/oder halb verborgenen Objekten, von denen nur die Konturen, d.h. die charakteristischen Formen, übrig bleiben oder in den Vordergrund treten und eine eigene, neue Form bilden. Diese neue Form kann ihrerseits somit wieder auf einer anderen Ebene wahrgenommen und interpretiert werden. Objekte, die sie besonders interessieren sind skurrile Dinge. Es sind Motten, Kokons, verhüllte Boote oder mit planen bedeckte Motorräder. Es können auch mit Stoffen verdeckte Menschen und Stöcke sein. Zuerst realisiert sie diese Motive in Zeichnungen. Ihre bevorzugten Materialien sind Tusche, Feder und Papier. Mit einer dünnen Zeichenfeder schraffiert sie in mehreren Lagen übereinander und arbeitet so die Formen ihrer Motive heraus. Der Gedanke des Verhüllens bzw. Verbergens wird in dieser Technik auch in der Machart der Zeichnung aufgenommen. Durch den Vorgang des Schichtens wird etwas verborgenes und gleichzeitig eine neue Form herausgebildet. In ihren neueren Arbeiten verwendet sie auch Leinwand und Nessel als Bildträger, da sie das Thema der Arbeiten auch im verwendeten Material aufnehmen will. Mit Farbe arbeitet sie weiter, um mehr Spannung zu erzeugen. Rein technisch gesehen sind die Farbflächen der Träger und die Basis für die späteren Federzeichnungen mit Tusche. Bei diesen Arbeiten versucht sie eine eigene Balance in der Kombination von Konturen und Farb-Basis zu finden. Die Tuschezeichnung legt sich wie ein Geflecht auf die Farbflächen und spinnt diese Schicht um Schicht ein. In ihrer Arbeit „Reihung (Kokons)“ entsteht so eine Ansammlung von Kokons, die das Thema der Hülle und des Verbergens sowohl inhaltlich als auch in der fein strukturierten, gewebeartigen Zeichenart zum Ausdruck bringt. Mit ihren Bildern möchte sie keinen logischen Sinn darstellen, sondern einfach Gefühle anregen.




ohne Titel
Tipp-Ex auf Glas, 2009

ohne Titel
Linoldruck auf Glas, 2009



ohne Titel
Fotografie, 2009

ohne Titel
Linoldruck auf Kunststoff, 2009


Jenny Bruch
wurde in Stuttgart geboren. Sie ging dort und auf den Ostfildern/Nellingen zur Schule. In Stuttgart besuchte sie dann die Kolping – Kunstschule. Seit 2005 ist sie immatrikuliert an der Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart. Kunsterziehung hat sie dort als Hauptfach.
In ihren Arbeiten beschäftigt sie sich überwiegend mit Flächen bzw. Formen und Räumlichkeiten, die sie in eine Wechselbeziehung stellt. Sie setzt sich mit der Problematik auseinander wann oder ob überhaupt eine Fläche bzw. eine Form zu einer dreidimensionalen Räumlichkeit verbunden werden kann. Auf der anderen Seite beschäftigt sie sich auch damit, ob ein Raum auch auf eine bloße Form reduziert werden kann. Auch Licht und Schatten Verhältnisse spielen eine wichtige Rolle für sie. Beides kann sowohl Räumlichkeiten als auch flächige Formen bilden und damit eine neue Ebene in der Arbeit entstehen lassen. Besonders die Eigenschaften der Materialien nutzt sie dazu. Sie stellt sie aber auch zum Teil in Frage, z.B. indem sie Tipp-Ex Roller nimmt und etwas Gemeintes löscht. Aber genau das ist das Material, das das Gemeinte darstellt. Genau das wird in dem mittleren Werk dargestellt. Die Glasplatten ermöglichen zum einen den Schattenwurf, der eine weitere Ebene damit eröffnet. Ebenso erhält das Bild an sich durch die Reflexionen in dem Glas eine Unfassbarkeit. Je nach Blinkwinkel, Räumlichkeit und Lichteinfall entsteht immer ein anderer Bildeindruck. Dies sieht man auch am linken Bild sehr deutlich. Die erste Arbeit ist ein Foto, wie unschwer zu erkennen ist. Diese Aufnahme entstand, indem Jenny Bruch ein anderes Foto im Rahmen abfotografierte. So verknüpfte sie Räume in eine Fläche und erhöhte gleichzeitig deren Tiefenwirkung. Ich denke es ist ein interessantes Foto.

Auszüge aus der Eröffnungsrede von Richard Böhmer