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"Retrospektive"
Ausstellung von Haylor Vogt
im Café Künstlerbund
17.Januar bis 12.Februar 2011



Als die neugeborene Sonne ihre ersten Strahlen warf auf Edens Grün und Gold, saß Vater Adam unterm Baum und kratzte mit dem Stock im Sand – und das erste grobe Gekritzel, das die Welt gesehen, erfüllte sein Herz mit wilder Freud… …bis der Teufel flüsterte durchs Laub: „Hübsch ist es – aber ist das Kunst?“ Rudyard Kipling, engl. Nobelpreisträger für Literatur.

Zur Vernissage ihrer Ausstellung Retrospektive hier im Stuttgarter Künstlerbund, bat mich Haylor die Einführungsworte zu übernehmen. Was ich für sie auch sehr gerne mache. Vorab einen großen Dank an alle, die am Zustandekommen dieser Präsentation mitwirkten, ganz besonders dem Vorstand Richie Böhmer. Haylor bat mich, weil es heute ja eine Retrospektive der Arbeiten aus den letzten 20 Jahre ist, Ihnen etwas über den Stil der Bilder, aber vor allem etwas über ihre Vita als Künstlerin zu erzählen, denn sie meint: ich würde sie – auch als Künstlerin - ja am besten kennen.
Hier in diesem Gebäude, mit so viel Geschichte, in dieser Atmosphäre und bei Ihnen, fühlt sie sich wohl…es kann ja auch nicht anders sein: Die lange künstlerische Tradition in diesem Hause, gutes Essen und gutes Trinken bei anregenden Gesprächen vereinigen sich ja wirklich zu einer herrlichen Symbiose. Wie kam nun meine Frau zum Malen und warum malt sie so wie sie malt. Schon als ich sie kennen lernte, das sind immerhin mehr als 50 Jahre, schlummerte in ihr der Wunsch, an der Staffelei kreativ tätig zu sein. … und endlich in den 60er Jahren hatte Haylor… das war übrigens der Kosenamen, den ihr Vater gebrauchte, wenn sie lieb war – und sie war immer lieb. Also in den 60iger Jahren hatte sie dann die lang ersehnte Gelegenheit, sich an einer amerikanischen Malschule, aus der später die Kunstakademie Esslingen wurde, einzuschreiben. Dort erlernte sie zuerst die altmeisterliche Technik des Malens mit den Malmitteln eines Dr. Jaques Maroger, der am Louvre in Paris deren Zusammensetzung erforschte, um sie bei seinen Restaurierungsarbeiten einsetzen zu können. Diese nicht sehr weit verbreitete Kenntnis befähigt Haylor heute, klassische Portraits von Menschen und Pferden hin und wieder auch von Hunden zu fertigen und in diesem Genre wird sie auch als Geheimtipp gehandelt. Dieses Wissen öffnete ihr aber auch ganz weit das Fenster zu den alten Meistern. Und gerade dieses Wissen gepaart mit Können plus übersprühender Fantasie war dann der Humus wundervoller surrealistischer Bilder. Ein 1. Preis in der bekannten Galerie des Unternehmens Eisenmann in Böblingen war eine verdiente Anerkennung. Die schlummernde Leidenschaft war geweckt und sie hat ihr die zukünftige Richtung vorgegeben. Malen wurde für sie neben den Pferden und dem Reitsport die tragende Säule ihres Lebens. Es folgten viele Jahre Landschaftsmalerei in der Natur vor „Ort a la prima“ um die Atmosphäre hautnah und direkt einfangen zu können. Das Thema Licht und Schatten wollte erobert sein. Ihre systematische Weiterbildung durch Seminare an der Europäischen Akademie für bildende Kunst in Trier, an der freien Kunstakademie in Esslingen und eine kunstgeschichtliche Vertiefung ihres Sachverstandes, gaben ihr dann auch das Fundament für die 12-jährige Tätigkeit als Dozentin in Esslingen. Dieses vertiefte Wissen forderte sie aber auch zwangsläufig heraus. Und wie bei allen kreativen Menschen, mussten bei Ihr neue Facetten für die Arbeit an der Staffelei entdeckt werden. Heute noch setzt sie sich mit den verschiedensten Techniken und vielen Materialien auseinander. Aus dem Handwerk soll ja schließlich ein Kunstwerk entstehen. Ihre Kindheit und Jugendzeit verbrachte sie in Konstanz und so ist es allzu verständlich, dass der Bodensee zu einem der emotionalen Fixpunkte ihrer malerischen Phantasie wurde. Dessen Fläche sich in seiner Färbung im breitesten Glanz präsentiert und dann urplötzlich in eine bedrohliche Stimmung umschlagen kann. Der See ist immer in mir, bekennt sie. Das erklärt, weshalb heute einige Inspirationen aus dieser Welt mit wechselnder Ausdruckskraft im Wandel des Lichts ausgestellt werden. Die Seminare bei Prof. Schlegel, viele Gespräche in einem an Kunst interessierten Freundeskreis und unzählige Museumsbesuche läuteten bei Haylor dann einen weiteren Abschnitt ein. Sie suchte in ihrer Auseinandersetzung die Schnittstellen von Realismus und Abstraktion, sowie deren Stilrichtungen und Ausdrucksmöglichkeiten. In Ihrer persönlichen, subjektiven Sicht sind die Dinge selten ganz abstrakt, der Gegenstand lässt sich bei aller freien Bearbeitung immer wieder ausmachen. Das hier hängende Bild Refugium unterstreicht diese Gedanken……es setzt sich aus übereinander gelegten Farbflächen im Hintergrund zusammen. Sie sehen die Bäume in ihren Umrissen stärker aufgebrochen und in einer kristallin wirkenden Struktur dargestellt. Der visionäre – unwirkliche Charakter ist dabei gewollt, denn Haylor liebt es, Figürliches mit Abstraktem, Traumhaftes mit Realem zu verschmelzen. Aus Erinnerungen, Eindrücken und Gefühlen entstehen ihre Bildmotive: mal ungegenständlich, die Gestaltungsmittel Farbe und Licht in den Vordergrund rückend wie im Triptychon „Sommerreigen“ mit den intensiv gefärbten Bildgründen in Grün, Rot und Blau, mal konkret, ein Motiv aufgreifend wie in ihren Bildern zum Element Wasser. Ein großes Thema ist für sie immer schon der Baum und der Wald. Arbeiten, die Sie hier sehen, sind aus der impressionistischen Phase und zeigen eine Lindenallee und einen Olivenhain. Das neueste Werk, ist der verschneite Winterwald im Schönbuch mit dem Titel Die Pracht des Winters und der Schönbuch fängt bei ihr im wahrsten Sinne des Wortes vor der Haustüre an. Allen gemeinsam ist immer das Licht. Paul Klee notierte 1908 in sein Tagebuch: Das Licht und die rationellen Formen liegen im Kampf. Das Licht bringt sie in Bewegung, biegt gerade, ovalisiert Parallelen, dreht Kreise in die Zwischenräume, macht Zwischenräume aktiv. Daher die unerschöpfliche Mannigfaltigkeit. Haylor hat das Handwerk immer mehr vervollkommnet und sich zudem ein beneidenswertes Wissen gepaart mit sehr großem Kunstverstand angeeignet. Da bewundere ich Sie und ich bin beeindruckt, wie sie bei Gesprächen über Kunst, mit ein paar fundierten Sätzen präzise Stellung beziehen kann. Ihr innerer Drang malen zu müssen auf der einen Seite, ist gleichzeitig auf der anderen Seite der berauschende Anstoß für die dauernde geistige und thematische Auseinandersetzung. Oder anders ausgedrückt: Wenn die Muse, „Kunst, Leib, Seele und Geist“ wach geküsst hat, dann ist das für den Künstler etwas wunderbares …und es gibt viel Arbeit für zwei.

Pressemitteilung zur Ausstellung

Blick übern See
Mixed Media/Leinwand, 100 x 70 cm



Sonnenuntergang
Mixed Media/Leinwand, 100 x 70 cm

See am Abend
Acryl auf Leinwand, 100 x 70 cm



Refugium
Acryl auf Leinwand, 100 x 100 cm

Mainau Reflektionen
Acryl auf Leinwand, 100 x 100 cm



Überm See die Alpen
Mixed Media/Leinwand, 100 x 70 cm

Seestück
Acryl auf Leinwand, 80 x 80 cm



Warten auf ...I
Mixed Media/Leinwand, 100 x 120 cm

Warten auf ...I
Öl auf Leinwand, 100 x 80 cm



Die Pracht des Winters
Öl,Acryl auf Leinwand, 120 x 100 cm

Im Salon
Öl auf Leinwand, 100 x 80 cm



Die Glut
Acryl auf Leinwand, 120 x 80 cm

Emotion
Mixed Media/Leinwand, 100 x 120 cm



Dickicht am See
Acryl auf Leinwand, 100 x 80 cm

Vice Versa - Frühstück im Grünen
Öl/Webstoff, 100 x 80 cm



Alte Lindenallee
Öl auf Leinwand, 80 x 100 cm

Olivenhain
Öl auf Leinwand, 100 x 80 cm



Ausfahrt
Mixed Media/Leinwand, 100 x 70 cm

Rappe und Schimmel
Mixed Media/Leinwand, 30 x 30 cm



Drei Freunde
Mixed Media/Leinwand, 24 x 30 cm

Im Sprung
Mixed Media/Leinwand, 50 x 70 cm



Der grosse Sprung
Acryl auf Leinwand, 70 x 100 cm

Im Stall
Acryl auf Leinwand, 60 x 60 cm