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Mitgliederausstellung "Sommertrilogie": Fotografen im Café Künstlerbund
vom 20.Juli bis 15.August 2009



Pressemitteilung zur Ausstellung


durchblick
C-Print, Aludibond, Yasd 2008

durchlichtet
C-Print, Aludibond, Teheran 2008



durchlöchert
C-Print, Aludibond, Berlin 2008

verhüllt xi
C-Print, Aludibond, Berlin 2008


Kristin Hachenberg:
Geboren und aufgewachsen ist sie in Berlin und hat dort Architektur studiert. Beruflich war sie als Stadtplanerin in Berlin, Essen, Hannover und Stuttgart tätig. Als Fotografin hat sie sich den Details und Strukturen verschrieben, macht allerdings auch Zeichnungen und Gedichte. Im Stuttgarter Künstlerbund ist sie seit 2007 ordentliches Mitglied. Sie zeigt heute Bilder aus ihrer Serie „VERHÜLLUNGEN"
Sie selbst sagt über ihre Arbeitsweise:
Ich fokussiere Details, mein Blick ist auf Zeichen der Zeit gerichtet, auf das Zufällige, Amorphe oder Vergängliche. Die strukturellen Motive, die ich auf Reisen oder Stadterkundungen finde und im Bild fixiere, werden ihrer ursprünglichen Bedeutung enthoben. Durch den gewählten Blickpunkt, den vor Ort bestimmten Ausschnitt oder den nur für Momente vorherrschenden Lichteffekt entstehen Verfremdungen und unerwartet neue, oft hintergründige Bildaussagen. Beispielhaft sind diese vier Aufnahmen ausgewählt, die die Realität poetisieren und gleichzeitig auf die Vergänglichkeit verweisen. Die Aufnahmen zeigen Wechselwirkungen zwischen Realität und Fiktion, zwischen Wiedererkennbarkeit und Abstraktion. Durch die Aufhebung der Trivialität des Alltäglichen wird eine eigentümliche Faszination des Unwesentlichen offenbar. Ich möchte den Betrachter zwischen Irritation, Verwunderung und Verständnis pendeln lassen und ihn zu einem neuen Sehen herausfordern. Ich arbeite analog, bei meinen Aufnahmen handelt es sich also immer um reale nicht arrangierte Situationen, die unbearbeitet bleiben. Meine individuelle Wahrnehmung der Realität, die aber gleichzeitig die Realität selbst unverändert fixiert, verdeutlicht die gesuchte Transformation in eine neue Bildwirklichkeit.
















Adrian Lacour:
In Neustadt im Schwarzwald geboren studierte er Grafikdesign in Basel u.a. bei Emil Ruder und Armin Hofmann, und war 8 Jahre als Artdirector unterwegs. Seine künstlerischen Interessen waren aber sehr viel weiter gefasst, so dass Gesangsuntericht zur Erkenntnis über Text-Melodie-Klang in der Musik und Text-Schrift-Klang in der Typografie dazukam. Wie sie bereits gehört haben ist er auch ein begnadeter Musiker, der die erworbenen Kenntnisse aus seinen Musikstudien hervorragend umzusetzen weiß. Zahlreiche Publikationen und Auszeichnungen für Arbeiten im Bereich Kommunikationsdesign tragen seinen Namen, im Künstlerbund ist er schon ewige Zeiten ein bereicherndes Mitglied.
Zu seiner hier gezeigten Arbeit sagt er selbst:
ich widme mich mit meiner Fotodokumentation dem Konstanzer Laubebrunnen, den drastisch, realistischen Skulptur-Welten des Peter Lenk. Skandalumwoben dank der persiflierenden, sezierenden und in eigener Weise zu Karrikaturen einer Menschenwelt plastizierten Realität. Nicht nur, dass sich massige, faltige Beton-Senioren in schlechtsitzenden Badekostümen im Brunnenwasser räkeln, schlimmer noch die unfeinen Anspielungen auf die alte und neue Stadtgeschichte in Form von Galgenvögeln, Affen, Männer-Ferkeln, Narren, Verkehrs-Vampiren und Gasmasken-Engeln und nicht zu vergessen, dieser infantile Automobilist, der deutlich die Züge des ehemaligen Mercedes-Chefs Werner Niefer trägt. Peter Lenk, kommt aus Nürnberg und hat an der Stuttgarter Kunstakademie studiert. Schaffen, leben, Ton anfassen, modellieren wollte der Student - nicht Referate schreiben über “Das Implizite bei Ingres“. Er klinkte sich also aus dem Akademiebetrieb aus und fand ein Häuschen nach seinem Geschmack in Bodmann am Bodensee. Es lohnt sich um den Bodensee herum nach den Lenk´schen Figuren zu suchen. Es ist eine künstlerische Bereicherung einem derart grandiosen Modellierer, Plastizierer und Betonkarrikaturisten über die Finger zu staunen, nachzusinnen und zu lachen.







Gudrun Renner:
In Frankfurt geboren ist sie schon seit 1994 ordentliches Mitglied im Stuttgarter Künstlerbund und war auch lange Zeit im Vorstand unsere Frau für die Öffentlichkeitsarbeit. In den 80er Jahren trafen wir uns als Mitglieder in der „Werkstatt für Fotografie " unter der Leitung von H. J. Kaeppeler, und nur durch ihre Fürsprache bin ich überhaupt erst hier in diesen ehrwürdigen Verein aufgenommen worden. Friedrich Kayssler schrieb einmal: Die Kunst hat die Aufgabe, das Unsichtbare an den Dingen dieser Welt sichtbar, das Erfühlbare allen fühlbar zu machen. Genau das möchte sie mit ihren Bildern erreichen. Ihre künstlerischen Arbeiten haben mit der Fotografie, die die Wirklichkeit auf möglichst realitätsnahe, ästhetische oder gebrochene Weise darstellen, nichts zu tun, obwohl auch sie von der Basis der Fotografie ausgehen. Eigene Ideen und Anregungen, die sich immer mit dem menschlichen Dasein befassen, setzt sie in ihre Bildsprache um. Das Fotografieren ist eine sehr wesentliche Komponente. Dennoch ist der wirklich schöpferische Prozeß eher vor und nach dem Vorgang des Fotografierens. Das eigentliche Bild entsteht in der Dunkelkammer. Hier wird die Skizze intuitiv und nicht wiederholbar zum Bild.
Zu ihrer Arbeit sagt sie:
Der Titel ist "Evolution - oder der gedachte Vorsprung", es sind 3 Bilder. Da wir das Jahr Darwins feiern dachte ich, die Evolution aus meiner weiblichen Sicht dazustellen. Im Meer liegt unser aller Ursprung. Aus einer Schüssel mit Austernschalen entspringt als erstes der Mann, als Krone der Schöpfung, nur sein Kopf mit einem Ganatapfel als Krone ist sichtbar. Bild 3 führt den Gedanken fort - der Mann, wie in Bild 1 die Wanne mit Austern, die "Krönung" sucht Anschluss, deshalb kommt jetzt aus seiner Krone ein kleines Kabel mit einem Stecker. In Bild 2 ,dem Mittleren, findet er diesen Anschluss in einem weiblichen Wesen, in deren Gedanken, die Drahtwindungen er sich einklinkt. In diesem Bild stehen dann beide Köpfe in dem Austernschüsselmeer, nur der weibliche ist ein kleines bisschen höher. Wer nun den Vorsprung hat, darüber lässt sich streiten. Die Bilder werden wie ein Altarbild gehängt ,um auch den Schrei der Kirche gegen die Forschung anzudeuten.





Albert Schmider:
In Sindelfingen geboren beteiligte er sich schon früh an fotografischen Wettbewerben und vollzog aber 1995 den Übergang zur konzeptionellen Fotografie. Er gründete die Seminarreihe 'Forum Photokunst' und den Stuttgarter Gesprächskreis 'Künstlerischer Phototreff’. Beim Stuttgarter Künstlerbund ist er seit 2003 Mitglied.
Zu seiner hier vorgestellten Arbeit sagt er:
Wie ist unsere junge Generation wirklich? Was bewegt unsere jungen Menschen? Welche Ziele haben sie? Stimmt das mit dem viel zitierten Werteverfall, oder liegt doch nur ein Verhaltenswandel vor? Ich bin bei annähernd 80 Jugendlichen und jungen Erwachsenen unterschiedlicher Nationalitäten, sozialer Schichten, Hautfaben und Kulturen solchen und ähnlichen Fragen nachgegangen. Alle waren zwischen 16 und 26 Jahre alt und leben in Baden-Württemberg. Bei den Gesprächen, die stets an Lieblingsorten der Teilnehmer stattfanden, hatte ich auch meine Kamera dabei. Die entstandenen Fotografien zeigen die Projektteilnehmer dabei so, wie sie sie sich selbst gerne sehen. Sie betonen also das Echte, Individuelle — und verzichten gänzlich auf vom Fotografen inszenierte Verfälschungen. Entstanden ist eine Porträt-Bilderschau mit Antworten auf jeweils sechs gleichlautende emotionale Fragen. Sie soll einen Einblick in die Gedanken- und Gefühlswelt der jungen Projektteilnehmer geben. Es ist geplant, die Ausstellung an mehreren Orten zu zeigen.
Den Jugendlichen wurde zugesagt, daß dieAufnahmen nicht im Internet veröffentlicht werden. Deshalb hier keine Bilder dieses Projekts.



Guten Appetit
Fotografie 2009




Eisvogel
Fotografie 2009

Rausch
Fotografie 2009



Fahrstuhlfische
Fotografie 2008

Treffen der Tiere auf dem grünen Hügel
Foto einer Collage, 2008


Silvia Stüven:
Sie studierte Gebrauchsgrafik in Berlin und an der Akademie der Künste in Stuttgart, und ist Mitglied im IBM Fotoklub und im Ehninger Kunstkreis, seit letztem Jahr auch hier im Künstlerbund. Bei der Famous Photographers School absolvierte sie ein Fernstudium, in den 80er Jahren erlernte sie die Porzellanmalerei in Paris, wobei wir wieder die Vielseitigkeit unserer Fotografen bewiesen hätten. Bei der VHS Böblingen ist sie als Dozentin eingetragen, außerdem gibt sie noch Kreativkurse für Kinder.
Sie sagt selbst über ihre Bilder:
Der Anfang war analog und schwarz-weiß, dann kam die Farbfotografie, einsame Arbeit in der schummrigen Dunkelkammer im Keller, bis ein Ergebnis sichtbar war,- Farbstich, zu dunkel, - ein neuer Durchgang...Da kam für mich im Jahr 2000 die Digitalfotografie mit der Bildbearbeitung am PC. Nun kann ich „malen", - statt mit dem Pinsel mit der Kamera und dem Computer, bei Tageslicht und für die Familie erreichbar. Nach der Aufnahme kann ich gleich mit der Arbeit loslegen und sehe sofort, ob das Bild meiner Vorstellung entspricht. Die Nachbearbeitung der Fotos mittels Übermalen oder Verfremden bietet meiner Fantasie grenzenlos viel Raum. Immer wieder frage ich mich: wie wirklich ist die Wirklichkeit? Was versteckt sich an sogenannten Wahrheiten hinter der Oberfläche der Dinge in der Welt? Skurriles, Verstörendes, Märchenhaftes, auch manchmal Grausames, - das sind meine Themen.
Beim Öffnen der Schublade das alte Tafelsilber, fast bedrohlich grob und rostig - kombiniert mit dem trüben Glas Wein, dazu das dunkle Brot bestrichen mit verschimmeltem Käse: GUTEN APPETIT !
EISVOGEL: Die Blüte des Adventskaktus verfolgt mich schon lange als Aufnahmeobjekt, sie ist so zart und luftig, fliegt ohne Stängel hinter einem vereisten Fenster, das macht sie trotz der Märchenfarben kalt und zerbrechlich
Wie im RAUSCH verfärbte sich in einer Musikkneipe die Umgebung durch die Beleuchtung und löste sich mit den Klängen in Farben auf
FAHRSTUHLFISCHE gleiten geräuschlos an den auf- oder abfahrenden Passanten vorbei, wie im Traum
Beim Zerschneiden einer Sellerieknolle für das Mittagessen entdeckte ich die Tiere und versammelte sie AUF DEM GRÜNEN HÜGEL BEI SONNE, der Titel ist nach einem Gedicht von Joachim Ringelnatz





Bernd Mückenhaupt:
In Stuttgart geboren, Modelltischler gelernt, wobei wieder die extreme Vielseitigkeit der Fotografen dokumentiert wird, und seit nunmehr 10 Jahren im Vorstand vom Künstlerbund.
Zu den Bildern:
Mit der analogen Fotografie hab ich schon probiert Gesichter und Körper zu spiegeln, wobei allerdings immer die Technik keine ausreichende Pefektion zuließ. Bei dieser Spiegelei bemerkt man plötzlich, dass das menschliche Gesicht 2 Seiten hat. Durch das Zusammenführen der jeweils gleichen Gesichtshälfte werden plötzlich männliche und weibliche Züge sichtbar. Das Originalbild hab ich bewusst nicht ausgestellt.

Auszüge aus der Rede von Bernd Mückenhaupt zur Vernissage







Adrian Lacour am Bass und Horst Klenmann am Klavier