"Materialmystik und Formenfantasie"

Ausstellung von Kurt Peter Pankok und Monika Pankok im Café Künstlerbund
vom 14.Mai bis 16.Juni 2012




Pressemitteilung zur Ausstellung




Kurt Peter Pankok:


Bedrohung
Textil-Collage, 123 x 160 cm




Dämonen
Textil-Collage, 123 x 160 cm




Feuervogel
Textil-Collage, 126 cm




In der Schwebe blau
Textil-Collage, 123 x 113 cm




In der Schwebe gelb
Textil-Collage, 123 x 113 cm




Nachtmar
Textil-Collage, 123 x 160 cm




Rondo energico
Textil-Collage, 123 cm




Rosenkavalier
Textil-Collage, 123 x 160 cm




Synchron
Textil-Collage, 112 x 180 cm

Ich beginne mit der „Material-Mystik“ von Kurt Peter Pankok Kurt Peter Pankok wurde 1933 in Köln geboren. Er studierte Malerei und Grafik an der Werkkunstschule Wuppertal. Weitere Seminare folgten in Hagen/Westfalen und Gelsenkirchen . 1957 Begann er seine Arbeit in der Werbebranche. Ab 1965 sind Ölmalerei, Materialabdrucke und Integration technischer Objekte in Tafelbildern seine Kunstschwerpunkte. 5 Jahre später verarbeitet er Textilien zu Material-Collagen und zu ungerahmten Bild-Objekte aus Kleidungsstücken. Kurt Peter Pankok liebt die modernen Künstler hat aber keine Vorbilder für seine Arbeiten. Seine Inspirationen holt er aus seiner Umgebung und aus den Bergen von Kleidern, die er in seiner Werkstatt liegen hat. Kleider, die er von seiner Frau oder Tochter u.a. bekommt. Eigentlich eine außergewöhnliche Situation für Frauen. Wenn man neue Kleider haben möchte legt man die alten einfach auf diesen Berg. Und schon ist der Kaufgrund gerechtfertigt. Kurt Peter Pankok wählt nach Farben und Strukturen seine Stoffe gezielt aus. Zunächst erleben die Stoffe einen Auflösungsprozess. Dazu werden Nähte aufgetrennt, evtl. das Futter herausgelöst und zu einem bestimmten Gebilde geschnitten oder gerissen. Diese Textil-Fragmente werden gefaltet und auf dem Untergrund fixiert. Nun beginnt die eigentliche Malerarbeit des Künstlers. Eine oder mehrere Farbschichten werden in kreativer Weise auf die Textilien aufgetragen bis die ursprüngliche Materie ihre originären Strukturen verliert. Es entsteht dadurch eine abstrakte, mystische und symbolträchtige Sehwelt, die der Künstler bewußt erzielen möchte. Obwohl der Künstler mit der elektronischen Welt auf Kriegsfuss steht, verwendet er Gegenstände oder Teile davon, sofern sie ästhetisch und schön sind. Elektronischer Schrott aus dem Haus wird somit entsorgt. Die Symbiose aus Stoff und Technik ergeben farbenfreudige Materialcollagen, dessen Stilelemente Strukturen, Schnitte, Falten und Risse sind. Diese Werke lösen Assoziationen aus und regen die Fantasie an, um eine Zeitreise der Gefühle zu erleben. Es ist nicht abwegig, wenn der Betrachter zu der Frage kommt: Sind die Werke eine Ironie, ein Scherz, eine Satire oder ein Schock? Der Künstler möchte auf jeden Fall den Betrachter zum Nachdenken anregen. Beim Betrachten seiner Kunstwerke soll aber auch Freude aufkommen. Wie ansehnliche Computerteile in Verbindung mit modellierten Kleiderresten diesen Effekt erzeugen können, sehen sie hier präsentiert. Die Frage an Peter Kurt Pankok sei auch gestattet, wie er auf diese Art der Kunstrichtung gekommen ist. Er gehört zu der Generation, die die Nachkriegszeit sehr authentisch miterleben durfte. Erinnerungen aus dieser Zeit haben sicherlich seinen Kunstweg bestimmt. Erlebnisse der heutigen Zeit stoßen die vergangenen Gedanken an und werden zu dieser Form der Kunst umgesetzt. In seinem Kunstleben hat Kurt Peter Pankok bereits an die 1000 Werke produziert. Wenn man ihn nach einer Erklärungen zu seinen Arbeiten fragt, wird er sagen: „Es gibt keine Erklärungen, die muss jeder selbst finden“ . Jean Paul sagte mal: Die Kunst ist zwar nicht das Brot, wohl aber der Wein des Lebens.




Monika Pankok:
































Die Kantige
Skulptur, Apfelbaum









Katze IV
Skulptur, Obstbaum



















Trio Feminale
Skulptur, Terracotta

Nun komme zum Thema Formenfantasie von Monika Pankok. Monika Pankok wurde 1961 in Wuppertal geboren und lebt seit 1967 in Baden-Württemberg. Ihre Ausbildung erfolgte 1982 bis 1985 zur Fotografin. Danach ging sie sofort in die Selbstständigkeit mit einem eigenen Fotostudio im Bereich Werbefotografie in Stuttgart. 4 Jahre später absolvierte sie die Meisterprüfung im Fotografenhandwerk. Fünf Semester an der Akademie für Gestaltung in Ulm folgten noch. Bildhauerkurse führte sie bei freischaffenden Künstlern im In- und Ausland durch. Seit 2008 ist sie Fotografin in einer großen Werbeagentur. Seit Kindheit war die Bildhauerei ihre Leidenschaft. Sie arbeitet als Bildhauerin in erster Linie mit der Kettensäge. Wenn man sie anschaut, vermutet man dies zunächst gar nicht. Inspiriert durch die Auseinandersetzung mit dem Material Holz entstehen figürliche bis abstrakte Skulpturen, für die eine reduzierte Formensprache typisch ist. Der künstlerische Prozess beginnt bereits in der Auseinandersetzung mit dem Baumstamm. Seine organische Einmaligkeit, Festigkeit, seine Maserung aber auch seine Störungen werden so zum Bestandteil der Skulptur. Monika Pankok arbeitet bei Ihren Holzskulpturen fast ausschließlich mit einheimischen Hölzern. Gelegentlich setzt sie ihre Formideen auch in Speckstein und Alabaster um. Der Arbeitsprozess beginnt mit der Kontaktaufnahme mit dem Baumstamm. Die Skulptur entsteht aus einer Wechselwirkung zwischen der künstlerischen Kreativität und den Gestaltungs-parametern, die der Baum zulässt wie z.B. Risse, Maserungen, Beschädigungen oder Verwachsungen. Klassische Vorstudien wie Zeichnungen und Modelle finden bei ihr nicht statt. Wenn Monika Pankok zeichnet, dann direkt auf das Werkstück. Die Basis ist eine Art Dialog mit dem Holz, verbunden mit einer sensiblen Wahrnehmung für das Entstehen der Form. Somit ist jede Skulptur ein intuitiv entstandenes Unikat, bei dem sich weder der Gestaltungsprozess noch das Ergebnis reproduzieren lassen. Der Verzicht auf Detailformen und äußere dramatische Gesten führt zum Wesentlichen, zu einer verdichteten Aussage, zu einer fast magischen Intensität! Verschiedene Werke von Monika Pankok drehen sich um die Themenwelt des Torso. Ein weiterer Schritt ist das Vordringen in freie Formen. Das Ei, die Kugel oder flächen- und flügelförmige Abwandlungen dieser Urformen der Natur sind konsequente Weiterentwicklungen ihrer kraftvollen, reduzierten Formensprache. Die Formen sind organisch inspiriert und weisen eine besondere Spannung durch den Einsatz symmetrischer Formen, Winkel, Kanten mit lichtbrechenden Graten auf. Die Beschaffenheit der Oberfläche, bereitet mit der Kettensäge, reicht von subtiler Glätte bis zu ausgeprägten kontrastreichen Struktur. Die Dreidimensionalität der Skulpturen erzeugt ein besonderes Licht- und Schattenspiel beim Betrachter. Damit komme ich zu ihren ausgestellten Foto-Werken. Was zeichnet die Fotografie aus? Licht und Schatten, Kontrast und Farbe, Schärfe- und Unschärfe, Perspektiven und Dimensionen sind die Einflussgrößen für ausdrucksvolle Bilder. Dies alles sind künstlerische Aspekte, unter welchen Monika Pankok Ihre Skulpturen fotografisch präsentiert und in einen Dialog mit der Umgebung setzt. Dabei findet die gesamte Bildkomposition ausschließlich vor der Kamera statt. Es ist für die Künstlerin von Bedeutung, dass das Ergebnis originale Aufnahmen sind – also keine digitale Bild-Manipulationen am Computer. Bei den analogen SchwarzWeiss-Fotografien geht es nicht, wie man annehmen könnte, um die Abbildung des Aktmodells, welches als Anlass für die Formentwicklung diente. Es ist gerade umgekehrt. Mit unglaublicher Sicherheit findet Monika Pankok nach Fertigstellung der Skulpturen eben genau den menschlichen Körpertypus, den sie bereits in Holz oder Stein geformt hat - ein eigenwilliges, aber vielleicht auch einmaliges Gesamtkonzept. Dabei verstärkt die Objektbeleuchtung diesen Eindruck. Licht- und Schattenspiele erhöhen nicht nur die Plastizität, sie unterstützen auch den dialogischen Inhalt. Aus der 3 und 2 Dimensionalität entstehen diese spannende Kombination von Fotoarbeiten. Monika Pankok hat ihren Beruf mit der Begeisterung für die Bildhauerei eindrucksvoll verbunden. Die Frage an die Künstlerin, was sie mit ihren Werken bei dem Betrachter erreichen möchte, dazu meinte sie: „Ich möchte einfach etwas Schönes gestalten“. Ihre fotografischen Vorbilder sind die älteren Fotografen , wie Ansel Adams und insbesondere Edward Weston, der sich mit Formen der Natur in der SW Fotografie auseinandergesetzt hat. Mit dem Zitat von Almut Adler – eine freischaffende Fotografin und Autorin in München und Andalusien – möchte ich die Vorstellung der Künstler beenden „Die Affäre einer Fotografin ist ihr Lichtverhältnis“.

Rede von Richard Böhmer an der Vernissage am 16.Mai 2012