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Vernissage Frank Linders "Dramaturgie des Seins"
am 5.März 2003


"Sie fragen mich was ich mir dabei denke ?
Ich denke mir gar nichts. Ich phantasiere. Ich träume (ich will quälen). Der Rest ist Organisation."
schreibt Frank Linders.

Das Potential eines Künstlers sind Ideen und Visionen.
Die Idee Frank Linders seine Ausstellung "Dramaturgie des Seins" zu nennen und sie für alle die sie mittrugen trefflich zu inszenieren ist ihm gelungen.
Nur Stück für Stück gab er Einblicke in sein Leben und sein Arbeiten.
Frank Linders, 27 Jahre alt, Mitglied des Stuttgarter Künstlerbundes, Fotograf, mit seinem Gesellenstück 1999 Bundessieger im Handwerk, arbeitete unter anderem in den René Staudt Studios und ist seit 2001 freiberuflicher Assistent für Fotografen.
Und wieder möchte ich ihn zitieren:
"für meine Arbeit besorge ich mir das Material um meine Träume und Fantasien umzusetzen, klar sind es Menschen, Mädchen, junge oft zierliche und zarte Geschöpfe."
Er zieht sie gerne aus, packt sie gerne in Folie oder hängt sie unter Balkone. Er verändert die Negative im Computer, verschiebt sie teilweise in ihren Ebenen, wie sie am Bild der Julia sehen können, und dann beginnt die abenteuerliche Entwicklung dieser großen Exponate.
Frank Linders besitzt kein Großlabor. Er muß Nachts arbeiten damit die auf dem Boden belichteten Papiere durchs dunkle Haus seiner Eltern getragen und in der Waschküche bei Dunkelkammerbeleuchtung mit einem in Entwicklerlösung getauchten Schwamm zum Bild werden, genauso muß er fixieren. Eimerweise Wasser wird dann über die am Boden liegenden Bilder gegossen, um sie von den überschüssigen Chemiekalien zu befreien. Zum Trocknen hängt er sie auf die Wäscheleine.
Für die Familie heißt es eine Woche Wäsche - Stop.
Eine seiner Bildserien möchte ich besonders erwähnen:
Selbstbewußt stellt man sich eine junge Frau vor, obwohl man nur Ihre Stiefel auf einer alten Treppe sieht. Durch unsere Betrachtungsweise von links nach rechts erkennt man auf dem 2. Foto ein junges Model. Doch der Fotograf weist uns einen anderen Weg. Bei genauem Hinsehen verläuft die Treppe vom 1. Bild im 3.Bild auf der rechten Seite von oben nach unten, das heißt, das gestiefelte Mädchen geht an sich selbst vorbei ins mittlere Bild. Soll heißen sie ahnt, daß das bevorstehende Foto - Shooting übel enden wird ? Sie geht trotzdem weiter.
Kunst darf und kann nicht nur der Kunst willen bestehen. Kunst muß in Beziehung stehen und sich der Auseinandersetzung stellen mit dem Künstler und dem Betrachter, sonst läuft sie leer und entfernt sich vom menschlichen Bezugspunkt.
Frank Linders stellt diesen Bezug her, schon alleine durch die dicken schwarzen Balken die einige seiner Bilder begrenzen, die dadurch den Eindruck eines immer weiter laufenden Films, --- eines Lebens ---, vermitteln sollen. Nur der Moment eines Wimpernschlags ist festgehalten und doch soll man sich fragen was war nur eine Sekunde vorher und was tut sich im nächsten Augenblick.
Er bringt sich ein in seine Bilder, möchte Zeichen hinterlassen
Ich war hier, ich war verliebt, ich war müde, ich wollte quälen, ich schlug Purzelbäume, ich drohte, ich hatte Angst, ich war glücklich ---- Dramaturgie des Seins.
Gudrun Renner



Christoph Strözel, Ulli Pfeilsticker und Matthias Strözel

Gudrun Renner