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Ausstellung "In der Schwebe"
Bilder von Sophie Rakette
vom 2.März bis 16.April 2005


„In der Schwebe“ nennt die Künstlerin ihre Ausstellung. Das kann wörtlich gemeint sein, und für einige Bilder trifft das ja zu, und das kann auch den Übergang von einem Zustand in einen anderen Zustand bezeichnen. Da die Künstlerin sich z.Zt. besonders mit den Themen Zeit und Vergänglichkeit beschäftigt, gibt es verschiedene Hinweise auf Schwebezustände oder Umbrüche. Die Installation 23:55 in der Vitrine zeigt z. B. einen solchen Schwebezustand, der einfach geändert werden muss, also einen Umbruch erfordert.
Bei ihrer Arbeit verwendet sie dabei vielfach Metaphern oder Symbole für abstrakte Begriffe. Z.B. die Vogelfedern symbolisieren – durchaus nachvollziehbar – die Freiheit und Leichtigkeit des Seins, das keine Grenzen kennt, oder auch die ‚sanfte Kraft’ wie im Bild „9.11.1989“, dem Datum des Berliner Mauerfalls. Das Bild „grenzenlos“ gehört auch hierhin. Es erinnert die Künstlerin an ihre Kindheit, die sie unmittelbar an der Grenze zu Tschechien verbrachte, das damals zum Ostblock gehörte. Wenn von der Zeit die Rede ist, können die Uhren natürlich nicht weit sein. Uhren haben für die Künstlerin eine besondere Anziehungskraft, teilen sie doch die uns von der Natur gegebene Lebenszeit in kleine Abschnitte ein, die wir – hoffentlich – optimal nutzen. Darüber nachzudenken, will uns wohl das Diptychon mit den Titeln „Vermeintlich unendlich“ und „Endlichkeit“ anregen. Die uns zur Verfügung stehende Zeit ist eben nicht beliebig lang.
Freie, nicht verplante Zeit ist für viele ein kostbarer Luxus geworden. Das Bild „Luxus“, der hier durch roten Samt symbolisiert wird, versucht das darzustellen. Zu den Uhren gehört auch die Sanduhr, wie in dem Bild „unendlich?“, die dort allerdings einen Sprung hat. Der Sand läuft aus. Die Zeit läuft ab – gibt es ein danach?
Ein anderes Bild, das direkt den Titel „danach“ trägt, bezieht sich nicht auf die Zeit im Allgemeinen, sondern auf die Zeit nach dem Krieg. Es gehört zu dem Bild „Die Feder! Nicht das Schwert“, welches die Künstlerin vor Beginn des Irakkrieges gemalt hat, um auf die Forderung nach Verhandlungen hinzuweisen. Sie hat für dieses Bild übrigens den 1. Preis in einer Ausstellung „Kunst gegen Krieg“ des Kunstvereins Filderstadt erhalten. Ja – und das Bild „danach“ ist dann klar. Der Federkiel ist total zerrupft. Zu Verträgen ist es nicht gekommen.
Einige Bilder sind aus einer Reihe, die sich nicht mit der Zeit, sondern mit der Beziehung Mensch und Technik beschäftigt. Zwar gibt es auch Positives, wie es der Abakus im Bild „Fortschritt“ signalisiert, aber schon das nächste Bild „Bildung?-Information?“ zeigt möglicherweise negative Fortschritte auf, indem die Künstlerin sich fragt, ob die pure Information, die uns die Computer vermitteln, die wahre Bildung – symbolisiert durch das Buch - verdrängt. Meine persönliche Antwort wäre, wir brauchen beides.
Rolf Bakenhus
1.Vorsitzender Stuttgarter Künstlerbund



"grenzenlos", "9.11.1989", "Störung"

"Ausbruch", "unwiederbringlich"



"Bildung ? - Information ?", "Fortschritt ?"

"vermeintlich unendlich", "Endlichkeit"



"Luxus"

"Die Feder, nicht das Schwert", "danach"



"Studien, 1-6"

"zerbrechlich"



"unendlich ?"





"23:55"