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"unter Wasser - über Wassser" Bilder von
Stephanie Naglschmid im Café Künstlerbund
vom 17.Oktober bis 12.November 2011



Der Künstler ist Historiker. Er knüpft seit seiner Kindheit bis heute und jetzt an die Dramatik des Gesehenen und Ungesehenen aber Gefühlten in sich an. Wege des Lebens und des Todes, des Leids vermengen sich in seinem Inneren. Die Kreativität seines Geistes, läßt Farbe und Form, Foto, Text, Zeichnung, Malerei, Video oder Skulptur in sein tiefes Ich fließen. Dort holt sie oder er`s heraus expressiviert, dynamisiert, färbt, schwärzt, weißt oder skulpturiert, dichtet. Nichts hält den oder die Kreative davon ab, Lob kann den Artisten emanzipieren, Kritik kann ihn im Extremfall auch töten. Der starke Künstler ist stets sich selbst, in der Abwägung zwischen Lob und Kritik an seiner selbst. Wie wird sich eine Zukunftswelt formal, farbig, materiell, inhaltlich verzaubern in die Semiotik und Semantik, die Welt der Zeichen, wenn alles schon vollzogen ist. Der Mensch will von Erde zum Mars. So ist der Künstler Experimentator. Erwird stets nach der inneren Übereinstimmung mit den äußeren Veränderbaren Optiken suchen, selbst wenn die Kunstwelten der Jahrtausende die Gestaltungsformen scheinbar ausgeschöpft haben. Alles erneuert sich. Was ist nun das Männliche, was ist das weibliche Wesen in der Kunst?
Felix Mendelsohn-Bartholdy, genialer Musiker verbat seiner supermusikalischen und hübschen Schwester die Publikation ihrer Lieder. Sie war auch Superpianistin. Mendelsohn übernimmt die Lieder seiner Schwester und publiziert sie als seine eigenen. Eifersucht des Bruders? Oder Gesellschaftsform: Erst Mann dann Weib?
Paula Modersohn-Becker – strebt nach einfachem großen Eindruck mit dem sie den Impressionismus besiegen will.
Niki de Saint Phalle – ist 1930 in Neuilly–sur-Seine/Paris, geboren. Sie hat in prägnanter Art und Weise die femininen Eigenschaften der Kunst ihrer Zeit zelebriert und gestaltet und ornamentiert. Niki de Saint Phalle hat der urwüchsigen Kraft der Weiblichkeit einen hocheigenen Ausdruck verliehen. In Jean Tinguely hatte sie als Partner den großen kreativen Kunst-Technikskulpteur gefunden. Aus dieser genialen Partnerschaft entstand eine ungeheuer starke, gegenseitige Inspirationswelt.
Stephanie Naglschmid – ist ein naturwissenschaftliches Grundmodell, ein sich stark weiblich äußerndes Präzisium. Sie hat die Liebe zum Naturalismus, zur Präzision. Sehinteressen – Sehnsüchte treiben sie in die Tiefe der See zur Wahrnehmung von Seepferdchen und Anemonenfischen zu Korallen die sie in klarer Analyse in ihren großzügen Atelierräumen in Stuttgart präzise zu Bildern werden läßt oder zu hyperdynamischen Illustrationsformen, die ihr schon reiche Scheichs abgekauft haben. Sie ist eine Charlottin. Im Charlottenhaus geboren, ins Charlottengymnasium ging sie zur Schule. Mit 5 Jahren zeichnete sie schon ab, Interesse an Disney und Zeichentrickfilmen. Abi Physik und Chemie, Malerei des Naturalismus. Monet ist ihr großer Motivator des Lichts. Impressionismus ist ihr aber zu unscharf, sie braucht Schärfentiefe, eine technische Sehweise. Aus dieser kurz geschilderten Analyse-Welt, ihrer künstlerischen Projektionssicht kommen wir in ihre Bilddokumente. Als ich ihr Atelier betrat und die uns oft fehlende Präzision jedoch in ihren Bildreihen sah – die von Wasser überfluteten Steine, die Naturdefinitionen die Vielfalt des Gesehenen so fielen mir ein paar Notizen ein, die mich des Nachts aufstehen und notieren ließen.
Eindruck 1: -Der Naturfoscher- an einem wunderschönen Wiesentag im Grün, da stand ein Wissenschaftler in Stephanie`s Grüngeflecht und war gebannt von dem was ihm gegenüber in großen beruhigten Flatterflügeln auf einem Halm sich festgemacht hatte. Stephanie gab dem Analytiker ihr Fernglas und zutiefst in seiner Kunstliebe war der Uni-Mensch berührt. Er sah das erst Mal in seinem Leben einen MONDRIAN-Schmetterling sich still dem wissenschaftlichen Blick hingebend. Stephanie punktierte noch feinst am Leib des weiß-schwarzroten Fliegers, überließ das Fernglas dem staunenden Wiesenanalytiker und widmete sich mit zarter Farbenvorsicht dem Himmel des Bildes.
Eindruck 2: -Andacht- so stand Stephanie Naglschmid eines Abends fünf Stufen unter Friedrich Schiller auf dessen Platz zu Stuttgart. Winterlich dunkel war´s und doch vertraut. Sie fragte ihn: „Oh, sagt Meister des Wortes, ist`s Euch nicht langweilig hier?!“ „Nein“ antwortet der Wortmensch, „manchmal zuviel, hier kartoffeln und äpfeln die Menschen, spargeln oder kauen genüßlich laut, aber sie trollingern auch mächtig – Gott sieht`s aus der Stiftskirch` und im Sommer ist mir mächtig heiß. Ich kann mich leider als Skulptur nicht bewegen. Nun ist Winter, doch der Schnee fehlt mir!“ „So laß ich ihn Dir und Gott zu Ehren fein vom Himmel flocken. Ich male die Kirche und Dich in mich und zartest schneiend auf meine Bildfläche.“ Schiller bedankte sich bei Stephanie mit einem Kuss in die wunderschön gestaltete Nacht.
Eindruck 3: -Kunst spiegelt Leben - Stephanie Naglschmid ist Analytikerin. Nichts ist für sie interessanter als der Gestus der Natur und die Natur im Menschen. So sitzt sie oft zwischen dem Barock des Stuttgarter Schlosses und unter den Glasflächen des Stuttgarter Kunstmuseums in der Betrachtung und Analyse des menschlichen Gestus des Gehens, Sitzens, Schauens, Käffelns, Eislein essens, Russisches Akkordeon spielen hörens, Calders Eisenplastik bewunderns inmitten dem Menschenfluß der Königstrasse. Aber dann hat sie's entdeckt. Die gespiegelte Menschheit in der unteren Kunstmuseums Glasspiegelplatte. Das Buchhaus Wittwer steht als Fragment zum gespiegelten Menschen. Stephanie hat's wieder mal geschafft die Menschheit andersrum zu sehen und dann im Bild mit dem Pinsel in der vollen Natur zu zeigen.
Eindruck 4: -Tropisches Korallenriff- dann aber spült Stephanie den Betrachtern ein ungeheures Unterwasserparadies vor die Augen. Aus den Tiefen unter den Palmen der Drüberwelt projeziert sie ins Blaue der See den Adlerrochen, den eckigen Kofferfisch, die Prachtanemone, den Igelfisch, den gestreiften Süßlippler, den Langhorn- Feuerfisch, den Achselfleckschweinslippfisch, den Papageifisch, die Rußkopfmuräne, den Picassodrücker, den Weißkehldoktorfisch, den Riesenmanta, den Napoleonfisch, die Stachelmakrele, den Trompetenfisch, den Haremsfahnenbarsch, den Fledermausfisch, um nur einige zu nennen.
Als dies Bild ein reicher Badehosen-Scheich mit Kopfputz sah, zückte er umgehend den Geldbeutel und reichte der Kunstfarbenfrau wunderbare goldleuchtende Scheine. Stephanie kaufte sich dafür weiter viele, viele Farbenum ihre Über- und Unterwasserwelt weiter kolorieren zu können. Um den Mitmenschen das Farbensehen zu erleichtern.
Nach intensiver Betrachtung wurde ich Stephanie's Fan. Ich wünsche ihr weiterhin ihr weiblich – analytisches Gestalten zu intensivieren und in kreativen Gespräch mit ihrem sehr sympatischen Wissenschaftlermann Friedrich glücklich zu sein.

Auszüge aus der Eröffnungsrede von Adrian Lacour

Pressemitteilung zur Ausstellung


Der Tarierkünstler (Nautilus)
Ölpastell auf Papier, 90 x 70 cm

Mare Nostrum - Unterwasserpanorama
Aquarell/Gouache, 76 x 57 cm



Tropisches Riff - Unterwasserpanorama
Aquarell/Gouache, 76 x 50 cm

Haie der Welt - Unterwasserpanorama
Aquarell/Gouache, 72 x 52 cm



Anemonenfische

Garnelenfänger
Öl auf Holz, 60 x 80 cm



Die Welle
Aquarell, 60 x 73 cm

Nach dem Sturm
Öl auf Holz, 60 x 80 cm



Ausklang (Max Eythsee)
Aquarell, 50 x 60 cm

Begegnungen (Bärenschlössle)
Aquarell, 50 x 60 cm



Ausflug (Bärenschlössle)
Aquarell, 50 x 70 cm

Herbstlicht (Karlshöhe)
Aquarell, 50 x 60 cm



Kunst spiegelt Leben (Kunstmuseum)
Aquarell, 50 x 60 cm

Mittagspause (Stadtpark Stuttgart)
Aquarell, 50 x 60 cm



Morgennebel in der Bretagne
Aquarell, 50 x 60 cm

Abendsonne im Feuerbacher Tal
Aquarell, 50 x 60 cm



Der Naturforscher
Öl auf Holz, 60 x 80 cm

Der Schloßplatz in Stuttgart
Aquarell, 50 x 60 cm



Andacht (Schillerplatz)
Aquarell, 60 x 50 cm

Einkaufen (Markthalle)
Aquarell, 60 x 50 cm