"ein Thema - 3 Bilder" Jahresausstellung Realisten/Symbolisten im Café Künstlerbund
vom 19.September bis 15.Oktober 2011





Ein kleiner Auszug aus Wikipedia sagt:
Der Begriff „Realismus“ bezeichnet in der Kunstgeschichte eine Mitte des 19. Jahrhunderts in Europa einsetzende neue Kunstauffassung, die sich gegen die historisierenden und idealisierenden Darstellungen des Klassizismus und der Romantik wandte. Die Aneignung der Wirklichkeit durch den Künstler und ihre darauffolgende Transformation in ein Kunstwerk, sind charakteristisch für den Realismus. Sie propagiert Alltäglichkeit und Sachlichkeit.
Ein Kernsatz des „Symbolistischen Manifests“ von 1886 lautete: "Die wesentliche Eigenschaft der symbolistischen Kunst besteht darin, eine Idee niemals begrifflich zu fixieren oder direkt auszusprechen".
In der vorausgegangenen Epoche des Realismus vermissten viele Künstler die seelische Tiefe, die ein Kunstwerk ausdrücken müsse. Der Symbolismus sieht die Welt und deren Aspekte nur als Symbole einer tieferen Wirklichkeit, und die Kunst als Mittlerin zwischen diesen Ebenen. Außerdem werden Symbolisten auch als Vorläufer der Surrealisten bezeichnet.


Claudia Fischer-Walter:
Sie studierte von 1972-1978 Malerei, Graphik und Kunstgeschichte an der Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe, und Pädagogik und Psychologie in Heidelberg. Seit 1981 ist sie freischaffende Zeichnerin und Malerin und seit 2005 Ausstellungsleiterin im Böblinger Kunstverein.
Hier ein Auszug aus den Anmerkungen zur Kunst von Prof. Dr.Helge Bathelt: "Claudia Fischer-Walter verzichtet auf verkopfte Wesen, die sich in ewigen Varianten wiedererkennen lassen. Für emotionsgeladene Schwünge ist sie zu linientreu und einer ganz nahöstlichen Lehre der Leere gegenüber zu sehr in ihrer höchst eigenen und sorgsam entwickelten Welt festgelegt. Claudia Fischer-Walter ist eine Meisterin der Defensive, eine Virtuosin im Versteckspiel. Ihre Botschaften sind solche für den zweiten Blick, sie arbeitet für den Betrachter, der sich Zeit nimmt. Die Mitteilung beispielsweise, dass es im Werk um sensible Bereiche geht, kann durch ein Liniengefüge ebenso ausgedrückt werden wie dadurch, dass Wesentliches nicht sofort zu finden ist. Die Aufforderung zu konzentrierter Betrachtung kann durch Wenigfarbigkeit gefördert werden, oder aber auch durch ein Spiel von freier und besetzter Fläche. Ihr Bildpersonal kokettiert nicht und wirft sich für den Betrachter nicht in Positur. Es bleibt für sich, lässt aber unsere Annäherungsversuche zu. Mit ihren Zeichnungen nimmt Claudia Fischer-Walter eine Sonderstellung in der Gegenwartskunst ein. Sie besticht durch ihre eigenständigen, eigenwilligen und konsequenten Arbeiten, die längst den Charakter eines Werkes angenommen haben."





Peter Geisselmeier:
Der Stuttgarter machte sein Abi und studierte Architektur. Seit 1988 ist er mit dem eigenen Architekturbüro selbsständig, künstlerisch tätig ist er schon immer. Eine eigene Galerie und Atelier hat er seit 2001

inmitten von farbtuben und pinseln bin ich der welt entrückt und vollkommen glücklich, ich höre dabei coltrane, hancock, miles ich habe eigentlich immer fünf oder sechs bilder im kopf, die ich demnächst einfach machen muss ! die themen sind: atmosphären, nacht, roadmovies, stadt , jazz, comic, amischlitten, sport, viecher , freaks + lecker essen
.....alles immer gerne mit einem augenzwinkern und bloss nicht zu ernst !
ich liebe bacon, modigliani, warhol, pollock, lichtenstein, calder, serra, caravaggio, dix ich stehe mit meiner kunst für toleranz, vielfalt, individualität, witz, freiheit... und schere mich nicht um lehren, dogmen, schranken, für den einen betrachter ist es ein knaller, für den anderen quatsch...bitteschön ! ganz wie es beliebt !
free your mind and the rest will follow....
dem jazz gewidmet ist die serie hier: „lets went to the club“
clubatmosphäre, rhythmen, stadt bei nacht, verrückte typen unterwegs „lets went“ ist eine seiner lieblings denglish-phrasen, ist klar, dass das falsch ist, gell !
Der Preis seiner Werke ist Verhandlungssache, will er eigentlich nicht verkaufen, nur herzeigen...





Renate Kienzle:
Sie studierte von 1983-1988 an der freien Mal- und Zeichenakademie Kornwestheim und leitet seit 1993 eine erfolgreiche Kinder- und Jugendmalgruppe.
Die drei hier gezeigten in Öl gemalten Werke stammen aus dem 6 teiligen Werk „Lebensweg“:
Die Spirale: Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen, die sich über die Dinge ziehen. Ich werde den Letzten vielleicht nicht vollbringen, aber versuchen will ich ihn. (Rainer Maria Rilke)
Der Kreis: bedeutet Fülle, Reichtum, Gabe, auch Freude, Achtung, Wert. Was uns wichtig ist kreisen wir ein, was uns lieb ist umringen wir. Ring und Reif sind Symbole des Lebens und der Einheit. (Heinrich Rombach)
Das Dreieck: zeigt uns ein dynamisches Spannungsfeld. Drei Seiten die uns zerreißen, die uns aber auch zugute kommen können, wenn wir sie auszubalancieren vermögen.





Michael Krähmer:
Von 1978-83 studierte er an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart. 1980 erhielt er den Förderpreis der Künstlergilde Ulm, 1987 die Ehrenmedaille beim Grand Prix International d’Art Contemporain.
Monte Carlo Gründungsmitglied der Gruppe „Neue Meister e.V.“
Auf den ersten Blick könnte man den Künstler Michael Krähmer für einen Fotorealisten halten. Es handelt sich bei seinen Ölbildern jedoch nicht um Abbilder äußerer Realität, sondern um virtuelle Szenerien. Es sind Refugien für den durch die Alltagshektik getriebenen Geist. Nicht der geografische Ort einer Landschaft ist von Bedeutung, sondern ihre Atmosphäre, ihre Ausstrahlung auf den Betrachter. Insofern könnte man Michael Krähmer als einen Neoromantiker betrachten. Die Bilder laden dazu ein, sich ihrer kosmischen Stille auszusetzen und sich in ihre magische Ruhe zu versenken. Bei dem hier gezeigten Triptychon "Analogien" setzt sich die Struktur der Bäume in den Wolken fort und umgekehrt. Es sind die Strukturen und Farben unseres Planeten Erde, denen er nachspürt.
Die Bilder sind in der zeitaufwändigen Harzöl-Lasurtechnik der alten Meister gemalt. Transparente, mit gelöstem Harz versetzte Ölfarbe wird mit dem Pinsel in vielen hauchdünnen Schichten übereinander lasiert und erzeugt so schimmernde, fast dreidimensional wirkende Farbräume. Die Entstehung eines solchen Gemäldes dauert bis zu einem Monat.





Roland Kranz:
Der Autodidakt ist seit 1999 freischaffender Künstler und arbeitet in Wendlingen und Nürnberg.
Die Kunst des Roland Kranz spiegelt übergreifend soziale Aspekte und das „wirkliche Leben". Er verwendet harsche Ausdrucksformen, narbige Untergrundstrukturen, um Brennpunkte unserer post-Industrie-Gesellschaft zu beleuchten.
Er sagt: „Ich will meine Figuren verlassen das Bild“
Die Serie "110311 Japanese" ist entstanden anlässlich der Flut- und Atomkatastrophe am 11. März diesen Jahres in Japan. Für uns immer nur sichtbar durch den Filter der Medien (Fernsehen, Zeitung, Internet). Dieses Bild habe ich gesehen im Fernsehen am 12. März (einen Tag nach der Flutkatastrophe) und zum Glück eine Holzplatte und Ölfarbe zur Hand um festzuhalten bevor der Augenblick des Sehens und Erkennens vorüber ist. Zu diesem Einen Portrait sind spontan noch weitere entstanden von denen bei dieser Ausstellung drei zu sehen sind.





Christine Kratky:
Autodidaktin. Der Beginn waren Zeichnungen. Stadt-Ansichten. Allerdings nur eine Stadt: Paris. Paris in Pastellkreide, Kohle, Aquarell. Das nächste bevorzugte Sujet: Gesichter. Tiergesichter, Menschentier-Gesichter, Menschen-Gesichter.
1995 bis 2004 Regelmäßige Teilnahme am „Kunstwettbewerb“ der Kreissparkasse Esllingen.
Seit 2002 „Straßenkunst“ in der Stuttgarter Fußgängerzone. Sternzeichen-Zeichnungen. Aquarell-Buntstifte, trocken vermalt.
2003 Beginn mit Radierungen. Vorerst bis zur Kaltnadel-Radierung.
Die Malerin verwendet Pigmente auf Ölbasis, die in mehreren Farbschichten aufgetragen werden.
Urd Verdandi Skuld
Wieder und Wieder, immer wieder das Hades-Syndrom ! Historische Leiden regen an. Seit 2010 und ergänzend 2011 versuche ich Leidgeschehen auf Leinwand zu bannen Aus subjektiver Sicht; was sich mir bis jetzt eingeprägt hat und was für Gedanken sich damit assoziieren und illustrieren. Viel Neues gibt es dazu nicht zu malen, ist es doch ein altes Thema, das sich wiederholt, wieder und wieder Ich empfehle mich mit dem Motto von Fritz Erik Hoevels: "Lebe so gut du kannst, sterbe nicht bevor du musst" 84 Jahre können wir für unsere Lebensspanne veranschlagen Manche kommen noch etliche Jährchen drüber hinaus Oder darfs etwas aus dem Kabinett von Professor Jakob Pilzbarth sein? "Durchbrechen stammesgeschichtlicher Isolation" - angstlos in die Rückverwandlung. Der Affe schlau, lasst sich nicht gern in die Karten blicken; legt andere gern aufs Kreuz. Wie wärs mit Perlhuhn? Hat Freude an allem Guten und Schönen, ist fromm und rein. Zum Wohlel Nicht mein Werk ! Ein Schluck Rebensaft oder eine bunte Brause tuts auch.





Adrian Lacour:
1962 - 1967 Studium an der AGS Basel u.a. bei Emil Ruder und Armin Hofmann
1974 – 1975 Art Director in den Werbeagenturen Günther Bläse, Leonhard & Kern, Dongowski & Simon und Fey-Dressel-Schlichenmaier
1999 European Newspaper Award of Excellence für die Gestaltung der Stuttgarter Zeitung
1972 - 1982 Gesangsunterricht, u.a. dafür, die Erkenntnis zu gewinnen über Text-Melodie-Klang in der Musik, Text-Schrift-Klang in der typografischen Gestaltung
1976 - 2000 Eigenes Atelier als Grafik-Designer und Konzeptionist
Lehrtätigkeit an vielen renomierten Instituten, zahlreiche Auszeichnungen für Arbeiten im Bereich Kommunikations-Design, unzählige Ausstellungen im in- und Ausland
Bild 1: Das Fitness-Center ist das Gesundheitsversprechen einer show and feelplace-connection. Das Fitness-Center bietet den Arbeitsplatz monströser Ärsche und Bäuche, ferner ist es der Demoraum einer durchmaschinierten Gesellschaft mit tätowierten Turmmuskulaturen und Flugbahnwaden. Die body-checker geben die Signale einer vitalen, sportiven Gewinnerwelt durch ihren muskulären Optikbau. Ein Fitness-Center ist ein Muskel-Knochen-Fettansatz-Montageplatz. Es ist eine Köperbau-Kirche. Der aktuelle Super-Styling-Prospekt oder Katalog ähnelt der Bibel. Ein Orthopäde oder sein Körperskulpteur sind die Priester. Die Fahrräder oder Zugmaschinen in den Sälen sind die Zerrmonster zum unbedingten muskulären Schönheitserfolg. Der Affe in meiner Zeichnung vermittelt überzerrsucht dem Muskulösen die Notwendigkeit sich seiner Natur zu ergeben, um endlich schöner zu werden.
Bild 2: „Herr Doktor, wann darf ich ins Fitness-Center ?“ „Wir haben Ihre Raucherlunge mit dem Staubsauger gereinigt. Jetzt müssen wir nur noch die Bein-Anatomie wieder begradigen und die Muskulaturen einknüpfen.“ „Also übermorgen ! Danke Herr Doktor.“
Bild 3: Wohin drängt es den Menschen,zur Super - Intimität? Findet er oder sie das Glück im Tempel des Sex -Trainings, oder ist dieser Platz zum Glücksereignis eine Fehlentscheidung? Ist die Technisierung und öffentliche Beleuchtung der Lust an der Zweisamkeit - ein Verlust der Intimität? Gibt es überhaupt die Notwendigkeit der Sichtbarmachung der inneren Zusammengehörigkeit im Rahmen eines Sex-Trainingsstudios? Ab wann findet der moderne Mensch das sich ergebende Show-Bild pervers oder gehört es sowieso schon in die Bildwelt einer sich verlierenden Moral-Wertegesellschaft?





Ines Scheppach:
1969 – 71 Freie Kunstschule Stuttgart
1971 – 77 Staatl. Kunstakademie Stuttgart bei den Professoren Grau und von Stockhausen
Sie ist Mitglied im Verband Bildender Künstler Baden-Württemberg, Böblinger Kunstverein e.V., Stuttgarter Künstlerbund e.V., Inter-Art e.V. Stuttgart und der Künstlergruppe “NEUE MEISTER”
"Allen ihren Werken ist - abgesehen von der außerordentlichen zeichnerischen Technik – eines gemein: die Ästetik, ohne die Ines Scheppach nicht denkbar wäre: auch böse Inszenierungen werden unter ihren Händen ansehbar, ertragbar, ja manchmal sogar liebenswert. Ob sie den Betrachter nachdenklich oder beglückt weitergehen lassen: sie fesseln, sind auf wunderbare Weise mit den Augen "begehbar", und das Betrachten ist Freude, Bereicherung und Denkanregung zugleich." Anna J.Deylitz (Journalistin)
In den Kunstwerken von Ines Scheppach ist das zentrale Thema der Mensch, realistisch gezeichnet in einer Umgebung, die trotz realistischer Dinge phantastisch anmutet. Und so ergibt sich ein Inhalt, der zwischen Wirklichkeit und Symbolik wechselt. Wie im Traum verbindet sich Reales mit Surrealem, verschwinden die Grenzen der sichtbaren Welt und geben dem Betrachter Rätsel auf. Mit zeitaufwendiger, zeichnerischer Technik erzeugt die Künstlerin Schicht auf Schicht durch ein Netz von feinsten Strichen ein Bilddichte wie bei Gemälden, weswegen sie ihre Werke auch "Gezeichnete Bilder" nennt. In der dynamisierten Welt von Ines Scheppach stürzen Moderne, Antike und Mittelalter ineinander mit Menschen, die aus Fleisch und Blut oder aus Stein oder Eisen bestehen und zugleich materielose Sinnbilder sind.
Das Thema ist „Tanzen“. Im Tanz drückt sich die Sehnsucht nach Schwerelosigkeit (Leichtigkeit) und der Wunsch, fliegen zu können, aus. Andererseits ist es möglich, im Tanz alle menschlichen Nöte und Freuden auszudrücken. Alle drei Bilder wollen dieses zum Ausdruck bringen. Aber auch das Tanzende der Realität. Denn Realismus in der Kunst bedeutet nicht, dass alles Gezeigte der Realität entspricht, sondern nur, dass Motive aus der wirklichen Welt mit „Unwirklichkeit“ verbunden werden. Es muss ein Geheimnis sein in jedem Bild und Fragen müssen offen bleiben, so dass eine Spannung entsteht.





Oliver Sich:
Erwartungshaltungen aus klassischen Klischees erfüllt Oliver Sich nicht: Der Künstler aus Aichtal-Neuenhaus hat sich immer schon über Grenzen hinweggesetzt, die das Leben scheinbar vorgibt. Nicht nur Beruf, sondern Berufung ist das Malen für den ehemaligen Mechaniker, Kraftfahrer und Bauarbeiter. Oliver Sich ist groß, kräftig, wirkt äußerlich energisch. Sein Wesen ist ein anderes: Konzentriert, aufmerksam, einfühlend, humorvoll. Und seine Bilder tun es ihm gleich, sind geradezu Spiegel seines Ichs: Eine kraftvolle Formensprache, harsche Kontraste, kräftige Farben und teilweise rohe Striche formuliert Sich zu Bildern, die sich mit Nuancen des Lebens, mit Drückendem und Erfreuendem auf eine Weise befassen, die Ausdruck seiner persönlichen Sicht ist. Geboren wurde Oliver Sich am 17.März 1969 in Nürtingen. Sein Lebensweg schien geradezu klassisch vorgezeichnet: Nach dem Besuch der Realschule absolvierte er eine Ausbildung zum Kfz-Mechaniker, die er 1989 mit der Gesellenprüfung abschloss. Seine zeichnerischen Ambitionen, die Oliver Sich bereits während der Schulzeit zeigte, nahm er damals noch nicht so richtig zur Kenntnis. Aber ausgefüllt fühlte er sich nicht: Er suchte nach Möglichkeiten, sich auszudrücken, Gedanken nach außen zu tragen und festzuhalten. Erlebnisse und Erfahrungen aus dem Alltag beschäftigten ihn, bisweilen auch die großen Ereignisse des Weltgeschehens. So staute sich in Ihm eine Unzufriedenheit und ein innerer Druck auf. Diesen Druck kanalisierte Sich in intensivere Beschäftigung mit Zeichnen und Malen. Zunächst ging es nur um Arbeiten für Freunde und Bekannte: Kleinere Aufträge, Kohlezeichnungen. Bald war Ihm das jedoch nicht genug und er griff immer öfters zum Pinsel und zu größeren Malgründen. Er wechselte vom Realismus in eigene Stilformen, die mal expressionistisch, mal abstrakt waren. Seine ganz eigene, von ihm neoexpressionistische benannte Bildsprache zeichnete sich bereits früh ab, nicht nur in seinen Motiven, sondern auch in Technik und Komposition. Die ersten Ausstellungsbeteiligungen zeigten ihm schnell, dass seine Art zu malen verstanden wird und willkommen ist. Ein erstes eigenes Atelier wurde 2004 in Nürtingen bezogen, bevor Sich 2006 ins Künstlerhaus Friedel nach Bad Cannstatt in ein Atelier wechselte. Zahlreiche weitere Ausstellungsbeteiligungen folgten, und seine erste Einzelausstellung im Rathaus Wendlingen fand viel Beachtung. Seine durchaus intensiven Arbeiten zeigten bisweilen auch bizarre Auswirkungen: So wurden zwei Bilder Sichs, die sich mit dem Thema Minenopfer befassen bei einer Ausstellung in Filderstadt durch aufgebrachte Zufallsgäste mit Steinwürfen beschädigt. Doch solche Reaktionen auf seine Werke blieben die Ausnahme : Sich verkaufte erste Bilder. Zum Leben reichte das jedoch nicht - sein tägliches Brot verdiente er nach wie vor in unterschiedlichsten Jobs, mal als Landschaftsgärtner, mal als Qualitätskontrolleur oder Kraftfahrer. Den Kontrast zwischen hauptsächlich körperlicher Erwerbsarbeit und Kunst nach Feierabend erlebte er in der ersten Zeit noch als gelungene Ergänzung. Diese Gewichte verschoben sich jedoch im Laufe der Zeit immer mehr zugunsten der Kunst: Sein künstlerischer Ausdruck wurde Sich zunehmend wichtiger, die Erwerbsarbeit stand der Kreativität jedoch immer wieder im Weg. Das kam besonders zum Ausdruck, als er als Bauarbeiter bei einem Tiefbauunternehmen in Lohn und Brot stand: Er fand kaum noch die Muße, sich seinen Bildern zu widmen und neue Projekte anzugehen. Neue Arbeiten fielen ihm schwer, Ausstellungen wurden seltener. Schließlich zog er 2009 aus dem Künstlerhaus Friedel in Bad Cannstatt um nach Aichtal-Neuenhaus, wo er ein altes Haus als Wohnung und Atelier nutzt. Hier entstehen neue Arbeiten und es reift der Entschluss, sich gänzlich der Kunst zu widmen. Aufenthalte in Hamburg und Berlin sowie regionale Erfolge bestärken ihn in seinem Unterfangen. Mittlerweile um die 150 Bilder im Aichtal im Rücken, die vierte Teilnahme bei der langen Nacht der Museen in Stuttgart, ein Auftrag zur Gestaltung einer Passage im Stuttgarter Bohnenviertel und die Aufnahme im ältesten Künstlerbund Deutschlands (Stuttgarter Künstlerbund), sowie eine Ausstellung dort, prägen das Jahr 2010. Das Jahr 2011 hätte besser nicht beginnen können. Der Kunstpreis bei der Ausstellung ZeitZeichen mit dem Bild "S 21" wurde Oliver Sich zugesprochen, ein weiteres Atelier in der Nürtinger Seegrasspinnerei eröffnet und ein Bild für eine Ausstellung in Kalocsa (Ungarn) ausgesucht ("Liar"). Letztendlich - Ausdrucksstarke Reflektionen in Bildern.
Zu den hier gezeigten Werken ist nur zu sagen, daß sie die Einsamkeit wiederspiegeln, die sich durch Ausgrenzung ergibt. Sei es durch Krankheit, Alter oder Andersartigkeit ...so steht jeder dieser Köpfe für sich alleine in der Welt. So besteht ja meine ganze Malerei aus Kritik daran, daß sich einige Menschen einfach die Unwissenheit oder die Verwundbarkeit Schwächerer zunutze machen.
Auszüge aus der Eröffnungsrede von Bernd Mückenhaupt