Künstlerbund Stuttgart

Historie

des Stuttgarter Künstlerbundes
von 1898 bis heute mit aktuellen Zahlen

von Anna J. Deylitz mit Ergänzungen von  Dr. Friedrich Naglschmid

 

Die Tafelrunde als Vorläufer

Welcher Verein ist schon anlässlich seines einhundertfünfundzwanzigjährigen Jubiläums in der Lage, sich ein Bild von einigen der frühesten Mitglieder zu machen? Eine kleine Preziose, die sich seit den Anfängen in den Händen des Künstlerbundes befindet, gibt hier mannigfache Auskunft. Im Jahr 1876 wurde von Kunstschülern die sogenannte „Tafelrunde“ gegründet. Man traf sich regelmäßig, zechte tüchtig in Lokalen, die heute wohl nicht mehr existieren und verfasste Zeitungen für diese Tafelrunden, und da man nun einmal Kunst studierte, wurden diese Zeitungen üppig illustriert. Begebenheiten, Ausflüge, die Weiblichkeit wurde angedichtet und abgebildet, das Ganze wurde häufig signiert und fast durchgängig aufbewahrt. So geben diese kleinen Kostbarkeiten in Form von fünf Büchern nicht nur ein schönes Abbild der damaligen Zeit, sondern dokumentieren auch die Kunstfertigkeit der verschiedenen Mitglieder. Aufgrund der Signaturen oder „literarischen Erwähnungen“ lassen sich aber auch Lebensläufe verfolgen.

Etliche Mitglieder dieser Tafelrunde nämlich finden sich in alten Künstlerlexika wieder, einige auch noch in den neueren. Ob das Überdauern ihrer Werke nun dem Glück oder persönlicher Begabung zu verdanken war? Eine Diskussion, die immer wieder geführt werden wird, wenn Lebenswege von Künstlern betrachtet werden.

Jedenfalls sind viele dieser Tafelrundenteilnehmer später Mitglieder des Stuttgarter Künstlerbundes geworden. Einer von ihnen, Karl Bauer (1868-1942), Künstler und Schriftsteller, ist sowohl in den Aufzeichnungen der Tafelrunde als auch später im Kreis der „Stuttgarter Sezessionisten“ zu finden.

Dass bereits bei der Tafelrunde gelegentlich Unzufriedenheit mit den Professoren in Wort und Bild bekundet wird – wen wunderts, wenn man vernimmt, dass diese Professoren ihre Studenten ihre eigenen Werke kopieren ließen, (und das über Semester hinweg) oder aber ihnen Stilleben zum Abzeichnen vorsetzten, dass die Modelle für das Aktzeichnen selbst bezahlt werden mussten, was sich kaum jemand leisten konnte und man deshalb auf Gipsabgüsse klassischer Vorbilder zurückgreifen musste?

Die Karikaturen der Professoren Igler (Malen), von Donndorf (Bildhauen), Herterich (Zeichnen), Dr. von Lemcke (Kunsthistoriker) und Jäckle zeigen, wen man schätzte und wen man nicht so gern mochte. Die damaligen „zornigen jungen Männer“ machten sich über die Zustande lustig, über fehlende Ateliers und Förderung, ärgerten sich, gingen nach München oder Karlsruhe, wo man zu der Zeit (1876-1896) deutlich mehr lernen konnte.

 

Berufung Graf Leopold von Kalckreuths nach Stuttgart

Als Ludwig Herterich, der aus München als Lehrer an die Stuttgarter Kunstschule kam und im Stuttgarter Klima und besonders in der konservativen Arbeitsumgebung so gar nicht heimisch werden wollte, einen Ruf zurück nach München annahm, gab es ein Gespräch mit dem König von Württemberg, Wilhelm II., der wie seine Gattin sehr kunstsinnig war, und dem die kulturelle Vorrangstellung Münchens ein Dorn im Auge war. Man wollte zumindest gleichziehen. Herterich empfahl, sich jemanden von der nahen und renommierten Karlsruher Akademie zu holen. Graf Leopold von Kalckreuth wurde wohl von Herterich ins Gespräch gebracht. Von Kalckreuth, selbst begabter Maler und ein sehr guter und liberaler Lehrer, war bereit, nach Stuttgart zu kommen. Ob er die Weitsicht hatte, dass allein gegen die konservative Stuttgarter Phalanx nicht anzukommen war, oder ob er sich von seinen geschätzten Karlsruher Kollegen nicht trennen konnte: Er bestand darauf, dass die Kollegen Carlos Grethe und Robert Poetzelberger ebenfalls einen Ruf nach Stuttgart bekämen. Der König, der mit der Einsetzung des Baron Joachim Ganz Edler zu Putlitz als Generalintendanten für das Theater schon eine gute Hand bewiesen hatte, ließ eigens für von Kalckreuth eine Komponierklasse schaffen, machte Poetzelberger zum Nachfolger von Herterich in der Zeichenklasse und Grethe zum Hilfslehrer bei Poetzelberger. Kalckreuths komplettes Gehalt und eine Aufbesserung von Grethes Bezügen wurden aus der königlichen Schatulle bezahlt, da die Kunstschule, die spätere Akademie, keine zusätzlichen Mittel hatte. Eine viel beachtete Ausstellung der drei neuen Lehrer und ihrer Schüler im Jahr 1900 machte schnell auf sie aufmerksam.

 

Gründung des Künstlerbundes

Vorher aber hatte von Kalckreuth schon – wie im Jahre 1896 in Karlsruhe – dafür gesorgt, dass die Künstler ein Forum bekamen, das ihnen solche Ausstellungen ermöglichte. Der Stuttgarter Künstlerbund wurde ins Leben gerufen, in Form eines eingetragenen Vereins. Das Gründungsdatum wird verschieden erwähnt. Jedenfalls taucht der Verein „Stuttgarter Künstlerbund“ im Jahr 1900 erstmalig im Stuttgarter Adressbuch auf, mit von Kalckreuth als erstem Vorsitzenden und einer Adresse in der Urbanstraße 37, auch heute noch Sitz der Staatsgalerie. Die Vereinsgründung muss also vor 1900 stattgefunden haben. Ob sie wirklich vor der Berufung von Kalckreuths stattgefunden hat, nämlich im Jahr 1898, wie im Verein überliefert, oder im Jahr der Berufung von Kalckreuths, 1899, lässt sich nicht mehr rekonstruieren, da viele Unterlagen im 2.?Weltkrieg verbrannt sind; vertrauen wir also auf die Überlieferung im Verein.

Der Kunsthistoriker Julius Baum berichtet im Jahr 1913, dass von Kalckreuth bald nach der Gründung des „Ausstellerverbandes Künstlerbund“ einen „Geselligen Verein Künstlerbund“ aus der Taufe gehoben hat, der den Künstlern zum Gedankenaustausch und zur Geselligkeit dienen sollte, der also quasi die Tafelrunde fortsetzen sollte. Von diesem Verein ist in den Archiven leider nichts zu finden; der Umstand aber macht verständlich, warum noch heute gelegentlich Diskussionen aufkommen, ob man denn nun ein „Ausstellerverband“ oder ein „Geselliger Verein“ sei, zumal wohl bei einer Neueintragung ins Vereinsregister, die 1935 fällig wurde, die Geselligkeit betont werden musste. Ausstellungen wurden zu dieser Zeit von höherer Stelle ausgerichtet.

Dass der Stuttgarter Künstlerbund einen weiteren kleinen Schatz sein eigen nennt, sei hier nicht verschwiegen: Es handelt sich um einen Restsatz von fünf (von ursprünglich sieben) Handpuppen, der Überlieferung nach von Robert Poetzelberger geschnitzt, vermutlich etwa 1908 und zum Abschied von v. Kalckreuths. Die karikierten Köpfe zeigten die Herren Leopold von Kalckreuth, Carlos Grethe, Robert von Haug und Alexander Eckener von der Akademie, den alleinunterhaltenden Maler Josef Kerschensteiner, den Architekten des Kunstgebäudes Theodor Fischer und den Geschäftsführer des Kunstvereins Hermann Widensohler.

 Man mag kaum an einen Zufall glauben, wenn man in der Eckener-Radierung „Dilettantenorchester“ aus dem Jahre 1913 meint, die gleichen Köpfe zu sehen. Dann wäre auch das „Dilettantenorchester“ ein echtes Produkt zum Thema Künstlerbund.

 

Vorsitzende und Aktivitäten bis 1941

Im Stuttgarter Künstlerbund ging (immer laut Stuttgarter Adressbuch, das Vereinsregister fiel teilweise den Bomben zum Opfer!) der Vorsitz 1908 von v. Kalckreuth an Carlos Grethe über, da von Kalckreuth 1907 die im Jahr 1901 in den Status einer Akademie erhobenen Kunstschule wieder verlassen hatte. 1909 übernahm Professor Hans von Heider von der Kunstgewerbeschule den Vorsitz und 1912 (Sitz Schillerstraße 17) Robert Poetzelberger, der dieses Amt bis 1916 innehatte. In seine Zeit fiel der Umzug in das neu erbaute Kunstgebäude, von dem noch zu berichten sein wird. Weitere Vorsitzende waren ab 1916 Professor Heine Rath, in den Jahren 1923 bis 1927 gibt es keine Einträge, dann folgt 1928 Professor Robert Breyer. In den Anfängen der Nazizeit wurden alle Kunst- und Künstlervereine gleichgeschaltet, der Stuttgarter Künstlerbund wurde aus dem Vereinsregister gelöscht und neu eingetragen, 1. Vorsitzender Julius Kurz und im Jahr 1937 noch einmal Professor Hans von Heider und für das Jahr 1938 ist Professor H. Kißling von der Akademie im Adressbuch als Vorsitzender zu finden, der schon 1936 im Vereinsregister steht. Dieser Name taucht noch bis 1942 gelegentlich auf, dann werden Vereinsvorsitzende nicht mehr im Adressbuch erwähnt; laut Vereinsregister wurde Adolf Weller mit der Wahrnehmung der Geschäfte eines Vorsitzenden betraut. Anlässlich einer Ausstellung des Stuttgarter Künstlerbundes im Jahr 1941 findet sich Josef Zeitler als Vorsitzender verzeichnet.

 

Ausstellungen der frühen Zeit

In den Anfangszeiten sind „Ausstellungen“ das entscheidende Thema des Stuttgarter Künstlerbundes, denn man machte sich schon bald einen Namen, vor allem durch die strenge Jurierung bei den Werkschauen, die immer wieder lobend erwähnt wurde. Gemeinsam mit der Stuttgarter Kunstgenossenschaft trat man als Stuttgarter Gruppe erstmals 1904 in Dresden mit einer Gesamtausstellung auf. Die dafür von der Kunstgewerbeschule unter der Leitung von Bernhard Pankok geschaffene Saaleinrichtung und -ausstattung wurde später von der Stuttgarter Gemäldegalerie übernommen. Weitere Ausstellungen fanden im Jahre 1904 in Wiesbaden, Aachen, Krefeld und Heilbronn statt. Im Jahr 1907 wurde Köln mit einer Ausstellung beschickt, im Jahre 1909 wieder Dresden. Im Januar 1909 stellte der Stuttgarter Künstlerbund in Mannheim, einen Monat später in Stuttgart in den Räumen des Kunstvereins in der Schellingstraße aus. Ausstellungen in Heilbronn, Magdeburg, Elberfeld, Krefeld und Wiesbaden schlossen sich an, so berichtet Dr. Erich Heyfelder vom Künstlerbund anlässlich der Ausstellung zum 25jährigen Bestehen.

Außerdem fand, anderen Quellen zufolge, im Jahr 1907 die Abschiedsaustellung für von Kalckreuth statt, der Stuttgart wieder verließ. 1909 gab es eine viel beachtete Werkausstellung des beliebten Akademielehrers Friedrich von Keller anlässlich seiner 25jährigen Lehrtätigkeit, in den Jahren 1909 bis 1911 jeweils eine Gedächtnisausstellung für Otto Reiniger, Alexander Freiherr von Otterstedt und Hermann Pleuer. Im Jahr 1912 folgte eine Ausstellung von Werken von Gustav Schönleber, ebenfalls Lehrer an der Akademie.

 

Das Kunstgebäude wird geplant

Schon sehr früh wurde bemängelt, dass es in Stuttgart keinen angemessenen Ausstellungsraum gab. Wurde in den Räumen der Königlichen Galerie (heute Staatsgalerie) ausgestellt, so musste dafür die ständige Ausstellung teilweise ausgeräumt werden, andere Räumlichkeiten gab es nicht. Auch der Kunstverein, schon 1827 gegründet und beschäftigt mit Ankauf und Ausstellungen von Werken, hatte keine ausreichenden Ausstellungsmöglichkeiten. Bei seinem Weggang erwähnte von Kalckreuth diesen Mangel noch einmal in einem Gespräch mit dem König, den Ausschlag aber soll eine von den Professoren Grethe, Diez, v. Haug, Hölzel, Keller, Pankok, Poetzelberger und Habich vom 27. Juni 1907 an den König gerichtete Petition gegeben haben, in dem um die Errichtung eines Kunstgebäudes am Schlossplatz gebeten wurde. Da das Hoftheater am Schlossplatz 1902 niedergebrannt war, musste dieser repräsentative Platz ohnehin neu geplant werden. Obwohl es einen Entwurf von Bernhard Pankok, dem damaligen Leiter der Kunstgewerbeschule, gab, übertrug der König die Ausführung des Kunstgebäudes, das Städtische Galerie, Kunstverein und Künstlerbund beherbergen sollte, dem inzwischen wieder in München lebenden Theodor Fischer. Dieser war ab 1901 für mehrere Jahre in Stuttgart als Professor für Baukunde an der Technischen Hochschule tätig gewesen, ohne je einen größeren Auftrag bekommen zu haben. Es wurde gemunkelt, dass der König das Künstlerbundmitglied Fischer auf diese Weise quasi mit Stuttgart versöhnen wollte. Ein repräsentatives Gebäude, in dem neben Ausstellungsräumen ein erstklassiges Restaurant, Klubräume und eine Kegelbahn für den Künstlerbund und Wohnungen für die Hausmeister und das Restaurantpersonal eingeplant werden sollten, also quasi ein Mehrzweckbau, war damals noch recht ungewöhnlich und eine wirkliche Herausforderung für den Architekten, der Fischer absolut gerecht wurde. Ursprünglich sollte Pankok zumindest die Innenausstattung machen, worauf er später verzichtete. Mitglieder des Künstlerbundes waren in der Kommission, die mit dem Projekt „Kunstgebäude“ befasst war. Die feierliche Einweihung des neuen Gebäudes durch den König sollte ein großes Ereignis werden, und eine große Kunstausstellung wurde geplant. Dass dabei die Künstler, zu denen der König ein recht gutes Verhältnis hatte, dem König mit diversen Darbietungen huldigten, versteht sich von selbst. Innerhalb von drei Jahren entstanden so nicht nur das neue Theater und das Lindenmuseum, sondern auch das Kunstgebäude.

 

Einweihung des neuen Kunstgebäudes mit der großen Kunstausstellung 1913

Alle beteiligten Kräfte waren lange beschäftigt, die feierliche Einweihung des neuen Kunstgebäudes am 8. Mai 1913 vorzubereiten. König Wilhelm II. von Württemberg mit diversen Gästen hatte sich angesagt, Künstler aus ganz Deutschland waren aufgefordert worden, sich mit ausgewählten Werken an der Eröffnungsausstellung zu beteiligen; die heimischen Künstler durften frei einsenden, hatten jedoch vor einer Aufnahmejury, die vorwiegend von Mitgliedern des Künstlerbundes gestellt wurde, zu bestehen. Die Professoren und Experten Robert v. Haug, Christian Landenberger, Alfred Schmidt, Eugen Stammbach, Friedrich von Keller, Christian Speyer, Ludwig Habich, Robert Poetzelberger, Gustav Adolf Bredow, Josef Brüllmann und Ulfert Janßen waren die Juroren. Anlässlich der feierlichen Einweihung trugen die Stuttgarter Künstler ein von Prof.Diez, dem Leiter der Galerie, gedichtetes Festspiel „Künstlertraum“ vor, es wurde gehuldigt. Schalmeien hörte der Berichterstatter einer Zeitung bei den Klängen der Königlichen Hofkapelle, Schauspieler des Hoftheaters wirkten ebenso mit wie Ehrenjungfrauen und eine ganze Schar aus dem Künstlerkreis, wie die Zeitungen berichteten. Der König und sein Hofstaat amüsierten sich schließlich noch bei dem Kabarett, das die Künstler, namentlich die Maler Alfred Schmidt, Julius Kurz und Albert Berger, vorbereitet hatten. Den Prolog schuf der Maler Kerschensteiner, und eine Parodie auf die „Ariadne“ der Dichter Otto Lassen.

Mit 785 Exponaten aus den Bereichen Malerei, Grafik und Bildhauerkunst trug die „Große Kunstausstellung Stuttgart“ ihren Namen zu Recht. Schon nach zwei Monaten waren die Einnahmen aus den Eintrittsgeldern höher als für den gesamten Ausstellungszeitraum veranschlagt, und als die Ausstellung am 19. Oktober ihre Pforten schloss, hatte man mehr als hunderttausend Besucher gezählt und für mehr als 300000 Mark Kunstwerke verkauft oder in Auftrag genommen.

Anlässlich der Ausstellung entstand im Jahr 1913 ein Werk des Stuttgarter Kunsthistorikers Julius Baum „Die Stuttgarter Kunst der Gegenwart“, das mit seinen vielen Abbildungen ein ausgezeichnetes Bild der Vielfältigkeit dieser Ausstellung bietet. Da waren noch ganz im 19. Jahrhundert verhaftete Werke ebenso zu sehen wie die damals sehr beliebten Werke des schwäbischen Impressionismus und die in die Moderne weisenden Werke von Willi Baumeister, Oskar Schlemmer und Adolf Hölzel. Aber die „Moderne“ hatte noch lange nicht überall Einzug gehalten, denn ein Teil des Wandschmuckes, den Alfred Heinrich Pellegrini für den Brunnen und für die Räume des Künstlerbundes geschaffen hatte und die deutliche Jugenstilelemente zeigten, wurde schon nach kurzer Zeit zugehängt, in den Künstlerbundräumen sogar abgekratzt, weil sie angeblich den Mitgliedern des Künstlerbundes (man munkelt, es sei Professor v. Haug gewesen) missfiel. Die Dekoration jedoch, die Professor Schmoll von Eisenwerth für die Gesellschaftsräume schuf, sind noch auf einem Faschingsbild aus der Zeit vor den Bombennächten auszumachen.

 

Die Klubräume des Stuttgarter Künstlerbundes

Die heutigen Räume des Künstlerbundes liegen sozusagen an historischer Stelle, wenn auch die Nutzung geändert wurde. Wie sah das damals aus?

Im ersten Stock des neuen Kunstgebäudes waren außer den drei Ausstellungsräumen und den drei Galerien die Klubräume des Stuttgarter Künstlerbundes untergebracht. Diese Klubräume lagen in der hinteren Längshälfte des Vorhallenbaus, also über dem Eingangsbereich des Erdgeschosses im Südflügel, dem Schlossplatz zugewandt. Die Treppe, die zu diesen Räumen hinauf führte, war jene, für die in der Vorhalle das Treppentürmchen angebaut worden war. Von ihr aus betrat man einen Garderobenraum und von dort weiter geradeaus das Billardzimmer. Dieses mündete ohne Tür in einen Gang, von dem man in der Mitte nach links in ein Lesezimmer gelangte. Geradeaus führte er in den langgestreckten Vereinssaal, der in einen flachgedeckten und in einen längeren, tonnenüberwölbten Bereich unterteilt war. Ihm schloss sich eine um vier Stufen erhöhte Bühne an, die nach hinten zwei Umkleidekabinette begrenzten. Die Fenster der Räume wiesen in Richtung der Kuppel, drei des Saals – insgesamt erhellten ihn fünf – und das des Lesezimmers öffneten sich auf den Schmuckhof; das Fenster des Billardzimmers ging auf die nicht überdachte Halle der Terrasse über dem Hof. Eine Tür führte von diesem Zimmer auf sie hinaus. Die Ausstattung des Garderobenraums und des Billardzimmers besorgte der Architekt Oskar Pfennig, die des Lesezimmers und des Saals mit Ausmalung der Tonnendecke der Maler Eduard Pfennig. Im Untergeschoss befand sich für den Künstlerbund eine Kegelbahn. Kegelstube und Bahnraum wurden von Theodor Fischer entworfen. Die Stube war bis in halbe Wandhöhe dunkel holzvertäfelt, die Wandfläche darüber zeigte sich einfarbig und hell wie die Decke.

 

König Wilhelm II. und der Stuttgarter Künstlerbund

War es in diesen Räumen oder noch in den Gesellschaftsräumen des Künstlerbundes in der Schillerstraße? Wilhelm II. scheint eine besondere Vorliebe für seine Künstler gehabt zu haben, denn die Einrichtung der „Königsabende“ gab es schon vor dem Einzug in das Kunstgebäude. Der König stiftete dazu ein kaltes Buffet, das die Kunstschüler gelegentlich in kostbaren Mohrenkostümen servierten. „Nehmen Sie das Stück, Majestät, das ist das Größte“, soll ein solcher schwarzgemalter Kunstjünger dem König ins Ohr geflüstert haben, und ihm dabei weißbehandschuht ein Stück Brathuhn vor die Nase gehalten haben. Ein anderes Mal – es fand ein rauschendes Künstlerbundfest statt und die Polizeistunde war längst überschritten – rief ein pickelhaubenbewehrter Polizist nach dem Hausherrn. Geistesgegenwärtig soll Professor von Haug auf den im dicken Tabaksqualm sitzenden König gedeutet haben, denn der Polizist hatte sein „Schwartenmagen“ genanntes Büchlein schon gezückt. Von Haugs „Da hockt er!“ ließ den kleinen Polizisten die Majestät erkennen und schier zur Salzsäule erstarren. Was blieb ihm, als die Hacken zusammenzuschlagen, zu salutieren und zu verschwinden. Auch vom kunstspuckenden Maler Eugen Krauß, vom begnadeten Maler/Dichter Josef (Beppi) Kerschensteiner, dessen Fähigkeiten Professor von Haug dem König gegenüber vergnügt mit der Wortgewalt Goethes verglich, von den Weinbeständen des Künstlerbundes im Keller, und von den Moritaten, Sketchen und Kurzopern dieser Zeit wusste noch 1961 Professor Rudolf Yelin, der damalige Vorsitzende des Künstlerbundes, der Zeitung zu berichten.

 

Die frühen Jahre, Ausstellungen und Aktivitäten

Im Jahr 1916 feierte der König seine 25-jährige Regentschaft, ein weiterer Grund für eine Ausstellung der Stuttgarter Künstler, wieder mit einer vorwiegend von Künstlerbundmitgliedern gestellten Jury. Wanderausstellungen des Künstlerbundes gingen nach Heilbronn, Tübingen, Heidenheim, später auch nach Wildbad, Mergentheim u.a.

Vom Jahr 1918 an gab es regelmäßige Frühjahrsausstellungen im Kunstgebäude. Ausstellungen in Nürnberg und Darmstadt und anderen Orten wurden ausgezeichnet aufgenommen.

 

Ein wesentlicher Einschnitt: Die Stuttgarter Sezession 1923

Krieg und Inflation setzten dem Stuttgarter Künstlerbund zu, der König hatte sich unter Umgehung Stuttgarts auf seine Besitzungen zurückgezogen, die Traditionalisten gewannen im Künstlerbund die Oberhand. Die Gründung des Stuttgarter Künstlerbundes hatte zwar durch die liberale Haltung von Kalckreuths eine frühe Sezession (d.h. Abspaltung der progressiven Kräfte) um die Jahrhundertwende wie in München, Berlin und anderen Städten vermieden, doch im Jahr 1923 gab es dann trotzdem eine Stuttgarter Sezession. Der Kunsthistoriker Dr. Harry Schlichtenmaier führt dazu aus, dass im Grund genommen jede Künstlervereinigung den Keim der Stagnation in sich berge, indem die in ihr zusammengeschlossene Gruppe im Laufe der Jahre jüngere Generationen und ihre künstlerisch weiterentwickelten Lösungen hemmt. Eine ständig wachsende Schar von Unzufriedenen, sich verkannt und benachteiligt Fühlenden, bildet sich, die den Kreis der Etablierten und Traditionalisten über kurz oder lang sprengt, um sich ein eigenes Podium zu schaffen und um der Forderung der Jüngeren auf gleichberechtigte Behandlung zu entsprechen. Dieser Anspruch lässt sich so lange zufriedenstellen, bis wieder eine erstarkte jüngere Generation sich benachteiligt fühlt – spätestens dann erfolgt die Gründung einer neuen Gruppe. Hatte es schon 1918 mit der Üecht-Gruppe um Oskar Schlemmer und Gottfried Graf eine neue Gruppe gegeben, die eine Reform der Akademie forderte, so führten jetzt Bevormundungen der Traditionalisten den Jungen gegenüber sowie die Verwendung der Jury als Machtmittel statt als „Hilfsmittel zur Eliminierung des Mittelmäßigen“ zur Abspaltung. Die Gestaltung der Ausstellungen war der wesentliche Streitpunkt, der zu dieser Abspaltung führte.

Zu den Gründungsmitgliedern der Sezession gehörten die Akademielehrer Heinrich Altherr und Arnold Waldschmidt sowie die Lehrer an der Kunstgewerbeschule Alfred Lörcher und Bernhard Pankok, aber auch die freien Künstler Reinhold Nägele und Jakob Wilhelm Fehrle. Die führende Rolle Altherrs in der Sezession wurde allgemein akzeptiert. Sein Eintreten für geistige Entwicklung und freie Entfaltung in der Kunst wurden damals nicht von allen Sezessionisten geteilt, aber gängeln lassen wollte man sich auch nicht ständig. Viele der Sezessionisten jedenfalls waren Mitglieder des Künstlerbundes.

 

Gründe und Pressestimmen

Der Kunstkritiker Missenhard urteilte damals in der Württemberger Zeitung: „Nun ist gewiss nicht zu bestreiten, dass der Künstlerbund, solange er im Geiste seines Begründers, des Grafen Kalckreuth, geleitet wurde, für das künstlerische und gesellschaftliche Leben Stuttgarts viel bedeutet hat. Aber schon in den Jahren vor dem Krieg ist doch in dem Kreis manches geschehen, was sehr nach Unduldsamkeit aussah; man braucht nur daran zu erinnern, dass die sehr schönen Fresken Pellegrinis in den Räumen des Künstlerbundes bis auf den heutigen Tag zugehängt bleiben mussten, weil sie seinerzeit dem allmächtigen Robert von Haug nicht gefielen. Ich habe an diese an sich ja nicht sehr wichtige Tatsache manchmal denken müssen, wenn die Ausstellungen des Künstlerbundes so gar nicht mehr lebendig wirken wollten. Zwar hat die Jury allzeit den Schein einer gewissen Vorurteilslosigkeit auch sehr unakademischen Bestrebungen gegenüber zu wahren versucht, trotzdem wurde man den Eindruck nicht los, dass manche Begabungen, auf die es vielleicht in erster Linie angekommen wäre, nur geduldet, nicht aber so stark in den Vordergrund gelassen wurden, dass sie den Charakter der Ausstellungen hätten bestimmen können. Die Hauptrollen spielten eben doch die Persönlichkeiten, die als Künstler gewiss jedesmal höchst Achtbares boten, deren Entwicklung aber allmählich als abgeschlossen zu gelten hatte“.

Im Stuttgarter Neuen Tagblatt urteilt Karl Konrad Düssel: „Der Künstlerbund hat sich in den letzten Jahren in seiner Mehrheit immer mehr einer überaus gemächlichen und schließlich in Wiederholungen gleichgültiger Ausstellungspolitik überlassen. ... Nun ist der Erfolg da und wir haben nun in Stuttgart eine Zersplitterung... während unserem Kunstleben eine Konzentration der Besten ... mehr förderlich wäre.“

Die erste Ausstellung der Sezessionisten in den Räumen des Kunstvereins wurde von Kennern der Szene außerordentlich positiv bewertet. Was eine solche Absplitterung der Progressiven für eine Künstlervereinigung wie den Künstlerbund bedeuten mag, kann man sich vorstellen.

 

Nach der Sezession, 25-Jahr-Ausstellung im Jahr 1925

Zur 25-Jahr-Feier – verspätet, welches Gründungsjahr man auch annimmt – gab es eine „Große Schwäbische Kunstschau“ des Künstlerbundes Stuttqart im Kunstgebäude.

Man hielt Rückschau und zeigte Gegenwärtiges, hatte einen Ehrenausschuss von 35 Persönlichkeiten ernannt, drei getrennte Jury-Gruppen für Malerei, zeichnende Künste und Bildhauerei bestimmt und eine große Gruppe von Künstlern und Werken gewonnen. Dass sich unter den Künstlern einige befinden, die zu den Sezessionisten gehörten, wie zum Beispiel Landenberger und Baumeister, zeugt davon, wie liberal man auf beiden Seiten damals war. Mit mehr als 650 Werken und über 170 Künstlern, zwar vorwiegend, aber nicht ausschließlich aus Stuttgart, war diese Ausstellung in Größe und Aufwand einem solchen Jubiläum sicher angemessen. Schaut man sich die Titel der Kunstwerke an, so finden sich immer noch vorwiegend Landschaften, Städtebilder, Tierbilder, Porträts, Stilleben. Leider ist der zu dieser Ausstellung zumindest geplante bebilderte Katalog nicht auffindbar.

 

Frühjahrsschau April 1932

Der nächste auffindbare Katalog lässt allein schon wegen der wenig anspruchsvollen Form vermuten, dass es sich bei der Frühjahrsaustellung 1932 um eine der alljährlich wiederkehrenden Veranstaltungen handelte. mit 95 Ausstellern und fast 300 Werken auch hier wieder eine ausführliche Werkschau. Die Künstler kommen fast alle aus Stuttgart, was vermuten lässt, dass wir hier neben einem Aussstellungsverzeichnis eine Mitgliederliste des Stuttgarter Künstlerbundes aus dem Jahre 1932 vorliegen haben.

 

Entartete Kunst, Verfolgung und Gleichschaltung

Auch wenn die ganz Progressiven mit den Sezessionisten den Künstlerbund verlassen hatten, die Verfolgung wegen der künstlerischen Auffassung traf doch einige der Mitglieder und Aussteller des Stuttgarter Künstlerbundes.

Werke von Max Mayrshofer, Franziska Sarwey, Hans Brühlmann, Karl Caspar, Maria Caspar-Filser und Heinrich Eberhardt, werden beschlagnahmt. Albert Müller verlässt 1942 aus politischen Gründen die Kunstgewerbeschule, Albert Unseld geht 1937 in die „Innere Emigration“.

Katharina (Käthe) Löwenthal wird im KZ Izbica umgebracht. Die Lebensspur von Ignaz Kaufmann verliert sich nach 1933, er war Jude ebenso wie Hermann Fechenbach, Mitglied des Stuttgarter Künstlerbundes seit 1927. Er bekommt schon 1933 Malverbot. Unerschrocken setzt er sich für andere Menschen jüdischen Glaubens ein, indem er sie auf ihre Emigration vorbereitet. Nebenbei betreibt er seine eigene Emigration, die ihm mit seiner Familie 1939 gelingt. Er geht nach London, wo er zunächst als feindlicher Ausländer interniert, dann aber nach einem Jahr freigelassen wird. Er kann wieder seiner Kunst nachgehen, schafft Zyklen, die sich mit seinen Erlebnissen beschäftigen und stirbt 1975 in Buenos Aires. Sie seien hier stellvertretend für alle anderen Mitglieder erwähnt, deren Schicksal unbekannt ist oder die wegen der Naziherrschaft ihr Leben lassen mussten. Nachdem bereits 1933 „verdächtige“ und „entartete“ Lehrer ihre Ämter verloren hatten (Schlemmer beispielsweise arbeitete zwangsverpflichtet und versah zunächst Gebäude mit Tarnfarbe) wurde die Kunst ab 1935 systematisch gleichgeschaltet. Vereine, die sich der Kunst verschrieben hatten, wurden aufgelöst, zusammengeführt, dirigistisch bestimmt. Reichskammern bestimmten jetzt, was Kunst ist. Trotzdem lebte der Künstlerbund nach einer erneuten Eintragung ins Vereinsregister weiter. Noch 1941 ist eine Jubiläumsausstellung der Künstlerbundmitglieder Julius Kurz, Josef Zeitler (Architekturbildhauer und häufig von Theodor Fischer eingesetzt) und August Köhler in Zeitungsbesprechungen zu finden, die zumindest den Eindruck erwecken, als ob diese Jahresausstellungen noch regelmäßig stattfinden. Von kreatürlicher Mutterliebe, einer vor kurzem vollendeten weiblichen Nacktfigur namens „Begeisterung“, deren edle Haltung dem Symbol der die heilige Flamme vaterländischen Selbstbewusstseins hütenden Weiblichkeit entspricht schwulstet der Kommentar. Zeitler war zu diesem Zeitpunkt nach eben diesem Zeitungsbericht Vorsitzender des Künstlerbundes. Decken wir den Mantel der Nächstenliebe über diese Zeit: Es gab nicht nur Jasager und Fahnenschwenker, sondern auch Verweigerer, und es ist nicht jedem Menschen gegeben, sich in kritischen Zeiten einer Auseinandersetzung zu stellen. 1943 wurde das Kunstgebäude durch eine Sprengbombe getroffen und zerstört. Ab 1944 ruhen die Geschäfte des Kunstvereins.

 

Das Kunstleben nach dem Krieg

Es ist ebenso verblüffend wie bezeichnend, dass in der Stuttgarter Chronik der ersten Nachkriegsjahre die bildenden Künste gar nicht erwähnt sind. Von Literatur ist die Rede, von der Musik, die bildenden Künste fehlen.

Dennoch ging das Vereinsleben weiter, wie die Malerin Mares Schultz berichtet, die schon bald nach dem Krieg zum Stuttgarter Künstlerbund kam. Die Säulenfront des Kunstgebäudes war zum Teil erhalten geblieben, und man traf sich in einem erhalten gebliebenen Raum gleich hinter dem Treppenaufgang. Als Mares Schultz 1952 nach Stuttgart verschlagen wurde, war das gesellige Leben im Künstlerbund sehr wichtig. Man wollte wieder Fuß fassen, auch in einer unbekannten Umgebung, wollte Kontakte aufbauen zu anderen Künstlern und wollte das Stückchen Jugend nachholen, das 1000 Jahre unterdrückt hatten. Die Künstlerfeste, so erinnert sich Frau Schultz, waren damals etwas ganz Wichtiges. Künstlerbundmitglieder beschäftigten sich ausführlich mit den Dekorationen, statteten sogar Faschingsfeste auf dem Killesberg aus, die großen Zulauf hatten und konnten sich so ein paar Mark dazuverdienen.

 

Vorsitzende nach dem Krieg

Musste der erste Vorsitzende nach dem Krieg noch von Amts wegen bestellt werden – es war just der letzte Vorsitzende während des Krieges, Adolf Weller, der im Mai 48 wieder bestellt wurde und bis 1949 amtierte – so wurden die folgenden Vorsitzenden wieder in freier Wahl bestimmt. Maxim Köhler war der erste gewählte Nachkriegsvorsitzende (von 1949 bis 1959) der während der Wiederaufbauzeit Großes für den Verein leistete; Rudolf Yelin hatte den Vorsitz von 1962 bis 1965, Otto Ludwig Kunz von 1965 bis 1967, Professor Paul Stohner von 1967 bis 1968, wieder Professor Rudolf Yelin von 1969 bis 1978. Es folgte Heinz E. Hirscher von 1979 bis 1984, H.C. Zimmerle von 1984 bis 1988, Inge Kern-Rossa hatte den Vorsitz in den Jahren 1994 bis 1996, Rolf Bakenhus von 1996 bis 2007, Richard Böhmer von 2007 bis 2017, und seit 2017 ist Bernd Mückenhaupt als 1. Vorsitzender gewählt.

 

Wiederbeginn

Schon bald beginnt man auch wieder auszustellen. Da das Kunstgebäude erst 1961 wieder eröffnet wurde, fanden die ersten Ausstellungen im Haus der Bildenden Künstlerinnen an der Eugenstaffel und in der Schellingstraße statt. Größeres tat sich auf dem Killesberg, wie die Stuttgarter Chronik berichtet. Am 9. Mai 1953 eröffnete man eine Ausstellung mit dem Namen „Die Kunst hat tausend Arten“, in der jeweils 14-tägig erst Arbeiten der realistisch-naturalistischen, dann der expressionistisch-sinnbildlichen und zum Schluss der abstrakt-gegenstandsfreien Richtung gezeigt werden.

Ab Wiedereröffnung des Kunstgebäudes 1961 werden regelmäßig Ausstellungen im Café gezeigt. Das siebzigjährige Bestehen nahm Professor Rudolf Yelin zum Anlass, zu einem Empfang in die Klubräume einzuladen. Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, so der Erste Bürgermeister, Dr. Hahn, Ernst Herzog von Württemberg, Repräsentanten des Württembergischen Kunstvereins, der Galerie der Stadt, der Staatlichen Akademie der bildenden Künste, des Verbands bildender Künstler sowie des Gemeinderates nahmen unter anderen an diesem Empfang teil.

Im Jahr 1969 wurde auch die einzige Nummer der Mitteilungen des Künstlerbundes herausgebracht. Zeitungsausschnitte mit Besprechungen der kulturellen Veranstaltungen, die recht zahlreich in den Räumen des Künstlerbundes stattfanden, eine längere Betrachtung über Kunst von Peter-Anton Gekle, die typischen Vereinsmitteilungen sowie ein Veranstaltungskalender sind der Inhalt. Am Rande sei erwähnt, was eine Zeitung als Glosse schreibt: Dass ein Abend mit Thaddäus Troll ein voller Erfolg war (über 150 Zuschauwillige mussten weggeschickt werden) obwohl im Fernsehen ein „Straßenfeger-Krimi“ lief. Die Faschingsfeste des Künstlerbundes, gelegentlich im gesamten Kunstgebäude, später dann eher in den eigenen Räumen, erfreuten sich großer Beliebtheit.

Vom 5. bis 30. April 1982 veranstaltete der Stuttgarter Künstlerbund in den Räumen der Baden-Württembergischen Bank und in den renovierten eigenen Räumen eine Ausstellung mit dem Titel „Begegnung mit der Kunst“. Mit über 50 Ausstellern und mehr als 100 Bildern zeigte man nicht nur die aktuellen Arbeiten der lebenden Mitglieder, sondern auch viele Werke ehemaliger, inzwischen verstorbener Mitglieder, die von der Städtischen Galerie und privaten Leihgebern zur Verfügung gestellt worden waren. Im Frühling und Sommer 1989 wurden vom Stuttgarter Künstlerbund auf dem Stuttgarter Schlossplatz Skulpturen ausgestellt, um auch den Bildhauern eine Chance zu geben, mit ihren größeren Arbeiten an die Öffentlichkeit zu gehen.

 

Die Zeit bis 2019

Durch die Umgestaltung des Restaurants konnten Ausstellungen von Mitgliedern und anderen Gruppen im meist siebenwöchigen Wechsel wieder in diesen Räumen stattfinden. Durch die vielen Besucher des Cafés eine hervorragen­de Möglichkeit, den Künstlerbund durch die Arbeiten seiner Mitglieder einem breiteren Publikum vorzustellen. Auch die Tradition der kulturellen Veranstaltungen im Künstlerbund wurde mit „Kunst am Sonntag“ wieder aufgenommen. Wegen der Vielzahl angebotener Aktivitäten auf diesem Gebiet musste ein solcher Schritt wohl über­legt sein. So bot vor allem der Vereinsabend jeden 1. Mittwoch im Monat eine Gelegenheit zum Gedankenaustausch für die Mitglieder. Gelegentlich wurden an solchen Abenden auch Fachvorträge zu künstlerischen Themen und Fragen des Urheberrechts geboten.

 

Die Interimsjahre seit 2019

Gravierende Einschnitte in das gesellschaftliche Leben und damit auch in die Aktivitäten des Künstlerbundes ergaben sich durch die Corona-Pandemie und die damit verbundene Lockdowns.

Doch damit nicht genug. Zur dringend erforderlichen Renovierung und Neugestaltung wurde das Kunstgebäude 2020 endgültig geschlossen und der Künstlerbund verlor für Jahre seine angestammten Club- und Ausstellungsräume. Trotzdem konnte mit vielen Anstrengungen ein Ausstellungsprogramm und regelmäßige Clubabende in wechselnden Räumlichkeiten aufrecht erhalten werden. Sogar die Baustelle wurde für eine regelmäßig wechselnde „Galerie am Bauzaun“ genutzt. Zwar findet das 125jährige Jubiläum noch in den Räumen des Stuttgarter Stadtpalais statt, aber bereits im Frühjahr 2024 sollen die neugestalteten Räumlichkeiten im Stammplatz des Stuttgarter Kunstgebäudes dem Stuttgarter Künstlerbund für seine Aktivitäten wieder zur Verfügung stehen.

 

Mitglieder

Derzeit hat der Stuttgarter Künstlerbund 145 Mitglieder, die sich aus Künstlern der verschiedensten Richtungen zusammensetzen. Ein steigender Anteil von jüngeren Mitgliedern sowie ein ebenfalls wachsender Anteil von in Stuttgart und Umgebung lebenden Künstlern, die nicht in Deutschland geboren wurden, schafft die Lebendigkeit im Gedankenaustausch, die sich jeder Verein wünscht. Nach wie vor gilt als Bedingung für die Aufnahme bei bildenden Künstlern, dass sie sich mit eigenen Ausstellungen bereits bewährt haben müssen. Interessenten an einer Mitgliedschaft können sich jederzeit zu einer der Mittwochabendrunden einfinden und mit den Mitgliedern Kontakt aufnehmen.